Siemens Dialog
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16.04.2024, 14:04 Uhr

SIS - das nächste Kapitel

  • 10.09.2009
  • Konzern

Seit Jahren erleben die SIS-Beschäftigten ein ständiges Wechselbad. Wie Siemens den Wirtschaftsausschuss des Gesamtbetriebsrats in einer außerordentlichen Sitzung am 9. September informierte, steht die nächste Turbulenz bevor: Die aufwändige betriebliche Integration in die Siemens AG von Ende 2007 soll rückgängig gemacht werden und SIS eigene IT-Betriebe neben den Sektoren in der Siemens AG bilden.

Eine unmittelbare Information der Betroffenen hält Siemens offenbar für überflüssig - nach Meinung des Gesamtbetriebsrats und der IG Metall nicht eben ein Kennzeichen der oft zitierten offenen, transparenten Kommunikation im Unternehmen.

Bedenkliche Pläne ...

Inhaltlich ist das Vorhaben keineswegs unbedenklich. In der Vergangenheit war die wirtschaftliche Erholung nach Umstrukturierungen meist nicht von langer Dauer, so dass es stets nach einer kurzen Phase zu erneutem Personalabbau kam. Nach einigen fruchtlosen Versuchen, die Kapazitäten ohne Entlassungen zu reduzieren, kehrte das damalige SBS-Management schon im Jahr 2005 zum gewohnten Personalabbau über entsprechende Abfindungsprogramme zurück. Jüngstes Beispiel ist die PSE in Österreich, bei der ein drastischer Personalabbau über rund 600 Beschäftigten schwebt.

... aufgrund schlechter Erfahrungen

Die im Unternehmen verbliebenen SIS-Beschäftigten richteten ihre Hoffnung darauf, dass es derGeschäftsführung endlich gelingen würde, SIS marktgerecht und erfolgreich aufzustellen. Dazu haben sie mit finanziellen Einbußen und unbezahlter Mehrarbeit, geregelt per Ergänzungstarifvertrag mit einer Beschäftigungs- und Standortsicherung als Gegenleistung, einen erheblichen finanziellen Beitrag geleistet. Dieser Schritt sollte zu einer dauerhaften Konsolidierung beitragen; die Integration in die Siemens AG schien durch enge Vernetzung mit den Sektoren und der Regionalorganisation Deutschland die Erfolgschancen zu verbessern.

SIS-Management: Versagen auf ganzer Linie

Wie sich spätestens jetzt zeigt, hat das SIS-Management in dieser Phase auf ganzer Linie versagt. Die Akzeptanz in den anderen Siemens-Bereichen rutschte wieder ab, die wirtschaftlichen Daten blieben unbefriedigend. Die Geschäftsführung setzte in erster Linie fort, was bereits zuvor nicht zu nachhaltigen Erfolg geführt hatte: Eine Umstrukturierung jagte die andere. Vorausschau, planvolles Handeln und ein tragfähiges Konzept blieben aus, und auf die für ihren Beitrag in Aussicht gestellte Perspektive für SIS warten die Beschäftigten bis heute vergebens. Statt dessen trugen die permanenten Umstrukturierungen dazu bei, Verantwortlichkeiten zu verwischen und so das SIS-Management vor Konsequenzen zu bewahren.

Die Gerüchte um erfolglose Verkaufspläne des Siemens-Vorstands rissen vor diesem Hintergrund nicht ab, SIS blieb in der Diskussion. IG Metall und Gesamtbetriebsrat verlangten wiederholt nachdrücklich, zur Sicherung der Arbeitsplätze den Geschäftsauftrag und die Perspektiven des Bereichs zu prüfen und zu konkretisieren, um für die Beschäftigten klare Verhältnisse zu schaffen. Auch in dieser Hinsicht gab es jedoch keine greifbaren Ergebnisse.

Neues Kapitel mit offenem Ausgang?

Statt dessen werden nun auf der organisatorischen Ebene Fakten geschaffen. Es liegt auf der Hand, dass es dabei nicht bleiben wird, sondern ein neues Kapitel der IT bei Siemens aufgeschlagen wird. Mittlerweile sind obendrein IT-Beschäftigte in den ITO-Bereichen und Shared Service IT betroffen, die gerade erst organisatorisch in die SIS integriert wurden; weiteren IT-Beschäftigten in den Sektoren steht das selbe bevor. Die Arbeitnehmerseite sieht sich durch dieses Vorgehen angesichts der jetzigen Information gezielt hintergangen.

IG Metall und Gesamtbetriebsrat fordern Austausch des Managements

IG Metall und Gesamtbetriebsrat fordern in dieser Situation nachdrücklich, statt ständig neuer Umorganisationen endlich dafür zu sorgen, dass ein kompetentes Management SIS auf die Erfolgsspur bringt. Die Unfähigkeit betrifft hier nicht nur das oberste Management, sondern reicht bis in die zweite und dritte Führungsebene. Gesamtbetriebsrat und IG Metall fordern daher den längst überfälligen Austausch gegen eine neue Führungsriege. Egal ob inner- oder außerhalb der Siemens AG nämlich hängt die Sicherheit der Arbeitsplätze maßgeblich von richtigen unternehmerischen Entscheidungen und einer daraus resultierenden Geschäftssperspektive ab. Gleichzeitig fordern sie Siemens auf, alle Pläne und potenziellen Folgen offen auf den Tisch zu legen und mit der Arbeitnehmerseite zu beraten. Die soziale Sicherheit der Beschäftigten, ihre Arbeitsbedingungen und eine realitische Zukunftsperspektive müssen in jedem Fall gewährleistet beziehungsweise geschaffen werden.

Eine Projektgruppe des Gesamtbetriebsrats wird nun gemeinsam mit der IG Metall die Situation und aus ihr folgernde Szenarien analysieren und die nächsten Schritte der Arbeitnehmerseite planen. Eine umfassende Information der Beschäftigten zu neuen Entwicklungen wird jeweils zeitnah erfolgen.