Siemens Dialog
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19.04.2024, 11:04 Uhr

SIS Österreich: "Alles auf Schiene"?

  • 12.04.2010
  • Konzern

Parallel zur Auseinandersetzung um die Zukunft der Beschäftigten von Siemens IT Solutions and Services in Deutschland findet ein ähnlicher Konflikt in etwas kleinerem Maßstab in Österreich statt. Der dort durch zahlreiche Restrukturierungen und Abbauwellen bereits stark geschrumpften ehemaligen PSE stehen ebenfalls eine erneute Verkleinerung und die Ausgliederung bevor.

Am Donnerstag informierte das Siemens-Management die Beschäftigten zu diesen geplanten Veränderungen, nachdem die leid- und konfliktgeprüfte Arbeitnehmerseite wochenlang öffentlich scharfe Kritik geäußert und massiven Widerstand angekündigt hatte. Siemens beabsichtigt analog zu den Plänen in Deutschland, rund 1.500 Beschäftigte in eine neue Tochtergesellschaft auszugliedern, während 600 mit einer weitgehend ungewissen Zukunft bleiben sollen.

Unterschiedliche Perspektiven

Die in Wien abgehaltene Infoveranstaltung wurde anschließend von beiden Seiten sehr unterschiedlich bewertet: Unternehmensprecher Harald Stockbauer sprach gegenüber den Medien von einem sachlichen und konstruktiven Gesprächsklima, in dem man die Eckpunkte der geplanten Maßnahmen bekannt gegeben habe. Weitere Veranstaltungen würden folgen, die Mitarbeiter hätten eine gute Zukunftsperspektive, kurz, alles sei "auf Schiene".

Restrukturierungspläne "nicht nachvollziehbar"

Ganz anders sieht das der SIS-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ataollah Samadani, der in den vergangenen Jahren schon eine Vielzahl von Konflikten erst um die Zukunft der PSE und später der SIS bis hin zu Arbeitskampfmaßnahmen ausgefochten hat. Er bezeichnete die Stimmung als "sehr schlecht" und kritisierte, es habe praktisch keinerlei neue Informationen gegeben. Grundsätzlich wirft er Siemens vor, die Restrukturierungspläne seien nicht nachvollziehbar, weil man ohnehin ausreichend Aufträge habe.

Kündigungen abgewendet, Rückkehrgarantie offen

Bei einem weiteren Treffen mit der Unternehmensführung nach der Infoveranstaltung drängte er erneut auf eine solide Absicherung der Beschäftigten. Diese soll unter anderem eine Rückkehrzusage für die nächsten fünf Jahre einschließen, falls die ausgegliederten Mitarbeiter mit ihrer neuen Stelle nicht zufrieden sind. Meldungen vom Freitag zufolge gab es bei dem Treffen immerhin die Zusicherung, es werde keine weiteren Kündigungen nach der Ausgliederung geben.

Für gut 150 SIS-Beschäftigte, die Siemens der österreichischen Rechtlage entsprechend bereits zur Kündigung angemeldet hat, soll nun ein Sozialplan ausgehandelt werden, der für die meisten Betroffenen den Verbleib im Unternehmen ermöglicht - inhaltlich sei er also zufrieden, so Samadani. Im Fokus weiterer Verhandlungen wird ihm zufolge neben der Rückkehrgarantie stehen, "dass die Kollegen ihren Kollektivvertrag nicht verlieren". Gerüchteweise denkt Siemens darüber nach, vom derzeit geltenden Tarifvertrag der Elektroindustrie in den - wesentlich ungünstigeren - der IT-Branche zu wechseln.