Siemens Dialog
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23.04.2024, 13:04 Uhr

Sparen statt Verdienen

  • 29.01.2010
  • Allgemein

Bei Siemens basieren Restrukturierungspläne, wie das jüngste Beispiel Industry zeigt, in der Regel vor allem auf Stellenabbau und anderen Sparmaßnahmen im Personalbereich. Das ist technologisch wie betriebswirtschaftlich nicht besonders einfallsreich, entwickelt keine langfristig tragfähige Perspektive - und liegt offenbar voll im Trend.

Das "<link http: www.handelsblatt.com unternehmen industrie _blank external-link-new-window>undefinedHandelsblatt"nimmt unter dem Titel "Dax-Konzerne sparen sich im Aufschwung gesund" Siemens' erneuten Tritt auf die Kostenbremse als Beleg eines verbreiteten Vorgehens: "Die meisten deutschen Großkonzerne verringern ihre Ausgaben, obwohl sich die Konjunktur erholt." Das Ziel des Griffs in die Mottenkiste des Managements ist klar: Er "lässt in diesem Jahr die Gewinne auch bei flauen Umsätzen wieder sprudeln."

DAX-Konzerne sparen Milliarden

Den Berechnungen des Handelsblatts zufolge belaufen sich die derzeitigen Sparprogramme der 30 DAX-Konzerne auf ein Volumen von mindestens 23 Milliarden Euro. Stimmen die Zahlen, entspricht dies etwa 70 Prozent der geschätzten Gewinne im Jahr 2009. Das mag in den Bilanzen kurzfristig für gute Zahlen sorgen, eine überzeugende Strategie für nachhaltige Entwicklung allerdings sieht wohl anders aus.

Grassierende Sparwut ...

Dass die grassierende Sparwut zudem überwiegend auf Personalkosten abzielt, verstärkt den langfristig eher kontraproduktiven Effekt zusätzlich. Nicht nur bei Siemens äußert sich das in manchen Bereichen in akutem Fachkräftemangel und Mehrarbeit für die noch vorhandenen Belegschaften; zieht die Konjunktur, die sich bekanntlich häufig an Prognosen und Erwartungen vorbei entwickelt, wieder an, fällt es nach personellen Kahlschlägen unter Umständen schwer, die steigende Nachfrage zu bedienen.

... für schnelle Gewinne

In den Chefetagen der DAX-Konzerne scheint man dieses hausgemachte Zukunftsproblem mit Blick auf schnelle Gewinne indes lieber vor sich herzuschieben, was wohl auch mit den Vergütungssystemen der Entscheider dort zusammenhängt. Quellen des "Handelsblatts" zufolge planen SAP, die Deutsche Telekom und die Deutsche Post neue Sparprogramme. Alle drei legten schon in der jüngeren Vergangenheit ähnliches auf, die Post etwa senkte von 2008 auf 2009 ihre indirekten Kosten um eine Milliarde Euro; die Telekom übertraf nach eigenen Angaben ihr Sparziel von 4,7 um eine satte Milliarde Euro. Insgesamt setzte mehr als die Hälfte aller DAX-Konzerne schon 2009 ähnliche Programme ein, um die Krisenfolgen abzufangen.

Verdienen wie in Rekordzeiten

Die Zeitung zitiert in diesem Zusammenhang Analysten, die trotz dümpelnder Umsätze um über 30 Prozent steigende Nettogewinne im laufenden Jahr erwarten: "Ein Dutzend der 30 Dax-Konzerne dürfte sogar schon wieder so viel verdienen wie zu Rekordzeiten." Dazu gehören nach Analystenmeinung Eon, RWE, SAP, und auch Siemens - ein Blick auf die Zahlen des ersten Quartals stützt diese Annahme eindrucksvoll. Und auch die Beschreibung des "Handelsblatts" der schon früher in ähnlichen Situationen eingesetzten Sparinstrumente lässt sich passgenau auf das übertragen, was sich heute vielerorts abspielt: "Beinahe alle Firmen weiteten ihre Produktion in Niedriglohnländern aus, schlossen unrentable Standorte und strafften die Arbeitsprozesse besonders in der Verwaltung."