Siemens Dialog
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29.03.2024, 07:03 Uhr

SPS und alternsgerechtes Arbeiten - (k)ein Widerspruch?

  • 12.12.2011
  • Allgemein

31 Betriebsräte aus 20 Siemens-Standorten nahmen Anfang Dezember in Berlin an einem Workshop zum Siemens Produktionssystem (SPS) teil. Zentrales Thema des Seminars: Die alternsgerechte Arbeitsgestaltung aus arbeitswissenschaftlicher Sicht.

Grundsätzliche Aspekte und konkreter Bezug

Unter der Moderation von Irene Schulz (IG Metall Berlin / Siemens Team) und Jörg Bahlow (Gitta mbH) informierten Dr. Detlef Gerst vom (IG Metall-Vorstand Ressort Arbeitsgestaltung und Gesundheitsschutz) und Arbeitsrechtfachanwalt Nils Kummert die TeilnehmerInnen über grundsätzliche Aspekte und den konkreten Bezug auf das SPS.

Alternsgerechte Arbeitsgestaltung in GPS ist möglich

Gerst stellte als Grundlage die Anforderungen an alternsgerechte Arbeitsgestaltung aus arbeitswissenschaftlicher Sicht dar und machte deutlich: "Alternsgerechte Arbeitsgestaltung in einem getakteten Produktionssystem ist möglich. Es erfordert ein möglich frühes Mitgestalten des Betriebsrats und die Beteiligung der Belegschaft." Anhand von Praxisbeispielen wie von BMW und Bosch stellte Gerst die nötigen Schritte des Betriebsrats dar. Er sollte im Rahmen der Personalplanung eine mittelfristige Alterstrukturanalyse einfordern, um einen Überblick zu gewinnen. Im zweiten Schritt sind die Beschäftigten zu ihren Arbeitsbedingungen und möglchen Verbesserungen zu befragen.

Grundlagen bei Siemens vorhanden

Irene Schulz betonte, dass es auch bei Siemens bereits gute Grundlagen gibt, um das Thema vor Ort anzugehen: "Sowohl Radolfzell II als auch die Gesamtbetriebsvereinbarung SPS /Top Projekte bieten hervorragende Anküpfungspunkte für die örtlichen Betriebsräte." Darin ist beispeilsweise bereits vereinbart, dass bei der Arbeitsgestaltung die Belange älterer ArbeitnehmerInnen zu beachten und eine langfristige, nachhaltige Personalplanung mit dem örtlichen Betriebsrat zu beraten ist.

Solche Ansätze gilt es vor Ort mit Leben zu füllen und örtliche Schwerpunkte zu entwickeln. Mit einer Checkliste konnten die Betriebsräte direkt im Workshop eine erste Prüfung vornehmen, wie alternsgerecht die Arbeitsgestaltung an ihrem Standort ist.

Von Anfang an für Gesundheitsförderung und -erhalt 

Nils Kummert informierte über rechtliche Möglichkeiten, um das Thema vor Ort anzupacken. Eine engagierte Diskussion gab es dabei zu den Grenzen rechtlicher Instrumente und betriebspolitischer Erfordernisse. Ein wesentliches Fazit: Alternsgerechte Arbeitsgestaltung bedeutet nicht die Gestaltung von Arbeitsplätzen für Ältere - das wären altersgerechte Arbeitsplätze -, sondern eine Arbeitsgestaltung, die von Anfang an auf Förderung und Erhalt der Gesundheit abzielt. Bei diesem Anliegen sind Betriebsräte nicht auf sich gestellt, sondern können sich Bündnispartner wie zum Beispiel den Betriebsarzt suchen.