Siemens Dialog
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19.04.2024, 07:04 Uhr

Statt Stellenabbau Chancen der Energiewende nutzen

  • 26.11.2012
  • Allgemein

Ende Oktober trafen sich 40 Siemens-Betriebsräte aus Werken, Stammhäusern und Niederlassungen zu dem unter dem Namen "Gersfeld" schon zum zehnten Mal veranstalteten Strategieseminar zur Unternehmenspolitik aus Arbeitnehmersicht. Im Mittelpunkt: "Energiewende realisieren und Beschäftigungschancen nutzen".

Diskussion in Gersfeld (Foto: Simaz).

"Energiewende realisieren und Beschäftigungschancen nutzen für die Zukunftssicherung der Arbeitsplätze und Standorte der Siemens AG in Deutschland", so der volle Titel des Seminars, bot den TeilnehmerInnen reichlich Stoff für Diskussionen unter anderem mit Professor Dr. Weinhold, dem Chief Technology Officer des Sektors Energy Sektor. Aber es gab auch andere brisante Themen - nachfolgend ein Teilnehmerbericht aus der aktuellen "Simaz" (siehe Hebeln oder Hobeln?).

Zunächst brannte den Betriebsräten ein anderes Thema auf den Nägeln: Was steckt hinter dem Effizienzprogramm und den dafür beschriebenen 5 Hebeln des Vorstands? Die Betriebsräte von Hamburg über Erlangen bis München befürchten, dass mit den beschriebenen 5 Hebeln ein erneuter Personalabbau im nächsten Jahr einhergehen wird.

Personalabbau ist keine Antwort auf den Wandel

Unter einer kontinuierlichen und nachhaltigen Unternehmensentwicklung verstehen die Betriebsräte etwas anderes. 2010 hat Vorstandschef Löscher noch mit der Ernennung von Siemens zu einem normalen Unternehmen das Ende der Unternehmensprogramme verkündet, 2012 sehen sich die Betriebsräte und die Belegschaften nun mit 5 Hebeln offenbar zum Arbeitsplatzabbau konfrontiert.

Für die anwesenden Betriebsräte ist deutlich geworden, dass es wichtig ist, sich jetzt noch mehr einzumischen und einen weiteren Personalabbau nicht mitzutragen. "Wir fühlen uns verpflichtet, uns nicht nur um Parkplätze und Kantinenessen zu kümmern, sondern in die Debatte um die wirtschaftliche und technologische Zukunft von Siemens einzumischen. Denn es sind die qualifizierten und hoch motivierten MitarbeiterInnen, auf der diese Zukunft ruht." Claus Timmann, Betriebsratsvorsitzender NL Hamburg.

Und Birgit Steinborn, stellv. Gesamtbetriebsratsvorsitzende, sagt dazu: "Die Betriebsräte sehen auch einen dringenden Handlungsbedarf bei Prozessen, Strukturen und Marktzugang. Aber Effizienzgewinne erzielt man nicht durch Personalabbau, sondern durch kluge Managemententscheidungen."

Chancen der Energiewende nutzen

Höhepunkt der Veranstaltung war das Referat von Prof. Dr. Weinhold, CTO Sektor Energy. Er zeigte auf, dass der weltweit steigende Energiebedarf dazu führt, dass der Energiemarkt ebenfalls wächst. Er erklärte eindrucksvoll, dass die Energiewende ohne fossile Kraftwerke, insbesondere Gaskraftwerke auch in Deutschland nicht realisierbar ist. Siemens ist für diesen Markt breit aufgestellt. Das kann Beschäftigungschancen weltweit und auch in Deutschland bieten. Dafür stellte er Forderungen des Unternehmens insbesondere an die deutsche Politik vor, die Voraussetzungen bilden für eine Umsetzung der Energiewende in Deutschland und damit auch Beschäftigungschancen für die Mitarbeitervon Siemens.

Allerdings räumte er auch Fehler des Unternehmens ein z.B. bei Realisierung der Offshore Plattformen. Die anwesenden Betriebsräte diskutierten zwar, dass der wachsende Energiemarkt und die Energiewende eine Chance zur kontinuierlichen nachhaltigen Unternehmensentwicklung sein können, allerdings merken Betriebsräte und Mitarbeiter in den Standorten der Fossil Division bisher nichts davon. Es fehlt bislang ein Konzept, wie der Wandel hin zu erneuerbaren Energien bei Fortentwicklung der fossilen Technologien gestaltet werden kann. Das Management ist gefordert, hier Lösungen zu finden!

Forderungen an den Vorstand

  • Ausbau von Qualifizierungsmaßnahmen sowie beruflichen Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Beschäftigten, um die anstehenden Zukunftsaufgaben angehen und lösen zu können.
  • Eine deutliche Aufstockung der Technologie- und Forschungsförderung für fossile Demonstrations- und Innovationsprojekte.
  • Flexibilität in den Margen bei der Einführung neuer Technologien, Produkte und Systeme; Innovationen vom kurzfristigen Margendruck befreien.
  • Stärkung des Projektgeschäfts und Ausbau der Lösungskompetenz im Gesamtanlagenbau, gesunder Mix aus Komponenten-und Anlagengeschäft.
  • Sektorübergreifende Abstimmung bei den Entwicklungen zur Energiewende und effektivere Nutzung der bestehenden Synergien.