Siemens Dialog
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23.04.2024, 12:04 Uhr

Steigender Druck auf frühere Top-Manager

  • 16.12.2008
  • Allgemein

Nach Abschluss der Korruptionsermittlungen gegen Siemens geraten die Vorwürfe gegen die frühere Unternehmensführung wieder verstärkt in den Mittelpunkt des Interesses. Die IG Metall forderte ehemalige Spitzenmanager zur Anerkennung ihrer Schuld auf; die SEC belastet Medienberichten zufolge Heinrich von Pierer und seine frühere Führungsriege.

Die Untersuchungsberichte der US-Behörden belasten offenbar ehemalige Vorstände, sie seien jahrelang nicht ausreichend gegen die Schmiergeldzahlungen vorgegangen. Namen sind zwar durch die Bezeichnung "Officer" ersetzt, dennoch ist aufgrund der Zusammenhänge leicht zu entschlüsseln, wer jeweils gemeint ist.

In den Schriftsätzen der amerikanischen Behörden sind Korruptionspraktiken und das Verhalten des Vorstands offenbar ausführlich dargestellt. Pierer soll schon vor Jahren über fragwürdige Konten und Zahlungen informiert gewesen sein, ohne entschlossen einzugreifen; ebenfalls belastet werden unter anderem sein Nachfolger Klaus Kleinfeld sowie Ex-CFO Heinz-Joachim Neubürger.

"Verstöße gegen rechtstaatliche Grundsätze"?

Pierer lässt die Anschuldigungen über seinen Anwalt zurückweisen und kritisieren, sie beruhten einseitig auf Angaben von Siemens; seine eigenen Ausführungen dazu seien offenbar nicht an die SEC und das Justizministerium weitergegeben worden. Damit haben "Verstöße gegen rechtstaatliche Grundsätze" und "öffentliche Verurteilungen" aus seiner Sicht "ein schwer erträgliches Ausmaß angenommen".

Vergleichsverhandlungen empfohlen

Siemens' Aufsichtsrat, der bekanntlich Ende Juli Forderungen gegen elf ehemalige Vorstände beschloss (siehe Schadensersatzforderungen gegen Ex-Manager), sieht sich durch den Bericht des SEC bestätigt; dieser wirft den ehemaligen Top-Managern vor, sie hätten eine "Unternehmenskultur geschaffen, in der Bestechung toleriert und sogar von den höchsten Stellen des Konzerns honoriert wurde". Ein nicht näher benanntes Aufsichtsratsmitglied wird in diesem Zusammenhang mit der Einschätzung zitiert, früheren Vorständen sei die Teilnahme an Vergleichsverhandlungen zu empfehlen. Sollten diese allerdings erfolglos bleiben, sei man zu Klagen bereit.