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25.04.2024, 06:04 Uhr

Steiniger Weg in den Vollzeitjob?

  • 19.08.2009
  • Allgemein

Mehr als 1,1 Millionen Menschen in Deutschland sind nach der jüngsten Zählung der Bundesagentur für Arbeit in Kurzarbeit. Trotz aller Appelle jedoch nutzt nur ein verschwindend geringer Teil davon - gerade einma knapp 37.000 bis zum Juli - die erzwungene „Freizeit“ zur Weiterbildung.“ Bundesagentur und Politik werben verstärkt um Akzeptanz. Der Finanzminister erwog gar eine Weiterbildungspflicht für Kurzarbeiter.

Da die Kurzarbeiter-Regelung nicht über zwei Jahre hinaus fassen werde, rate er allen Betroffenen sich weiter zu qualifizieren, erklärte Peer Steinbrück vergangene Woche gegenüber der „Bild“. Zwar sei es auf dem Arbeitsmarkt bisher besser gelaufen als befürchtet, die entscheidende Phase jedoch werde Ende dieses und Anfang des nächsten Jahres liegen.

Weiterbildungspflicht nicht in Sicht

Übers Ziel hinaus schoss wohl sein Statement zum selben Thema gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“. „Wer weniger arbeitet, hat mehr Zeit - und die muss sinnvoll verbracht werden“, so die Aussage, und daher solle man „eine verpflichtende Lösung prüfen“, falls die Qualifizierungsangebote der Arbeitsagentur weiter unzureichend wahrgenommen würden. Diese sollten sich ihrerseits „klarmachen, dass der Weg zurück in den Vollzeitjob steiniger sein kann“. Arbeitsminister Olaf Scholz dämmte die daraufhin entflammte Wahlkampschlacht kurz darauf wieder ein indem er erklärte, in seinem Ministerium denke man über eine Weiterbildungspflicht derzeit nicht nach.

Kurzarbeit: Investition in die Zukunft

Die grundsätzliche Dringlichkeit der Qualifizierung in der Kurzarbeit unterstreicht unterdessen nichtsdestotrotz eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Kurzarbeit wird deutsche Unternehmen demnach in diesem Jahr rund fünf Milliarden Euro kosten; diese Summe ist aber als gute Investition für die Phase zu betrachten, wenn die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt. Wer Fachkräfte hält und mit Blick auf diesen Moment weiter qualifiziert, kann dann nach den Berechnungen des Instituts einiges sparen: Das Finden, Einstellen und Einarbeiten entsprechender Kräfte schlägt anderenfalls mit 7.000 bis 32. 000 Euro pro Beschäftigtem zu Buche.