Siemens Dialog
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19.04.2024, 15:04 Uhr

Stoppt den Ausverkauf! - Protest in Konstanz

  • 07.12.2012
  • Operativ

Im Zuge des geplanten Verkaufs der Postal Automation sollen bei Siemens am Hauptstandort Konstanz 200 Arbeitsplätze abgebaut werden. Nach der offiziellen Information auf der Betriebsversammlung am Dienstag protestierten rund 350 Beschäftigte energisch vor dem Werkstor.

Lebhafter Protest von 350 Beschäftigten nach der Betriebsversammlung.

Bankrotterklärung der Geschäftsleitung

Als Grund für die Abbaupläne nannte die Geschäftsleitung das rückläufige Geschäft im Bereich Postautomatisierung. Der Betriebsrat und die IG Metall konterten mit massiver Kritik am Management, dem sie gravierende Versäumnisse bei der Produktinnovation vorwerfen: "Seit Jahren fordern wir von der Geschäftsleitung, die Anstrengungen im Bereich Innovation zu verstärken. Stattdessen hat das Management aber in den letzten beiden Jahren die Ausgaben in Forschung und Entwicklung deutlich gesenkt. Das ist eine Bankrotterklärung der Geschäftsleitung", erklärte Raoul Ulbrich, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Singen.

Falsche Antwort Personalabbau

Der Betriebsratsvorsitzende Claus Schreijäck ergänzte: "Wir gehen davon aus, dass wir mit den hochqualifizierten Beschäftigten und deren KnowHow am Standort Konstanz durchaus in der Lage sind, in dem wachsenden Paket- und Gepäckanlagengeschäft Wachstumspotenziale zu erschließen und so die Beschäftigung zu sichern. Personalabbau ist die falsche  Antwort." Außerdem verwies er auf die geltende Standort- und Beschäftigungssicherung: " Im Übrigen gilt bei Siemens eine Betriebsvereinbarung zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen."

Auf die Frage des Verkaufs ging die Geschäftsleitung gar nicht erst ein. Nicht nur den Beschäftigten drängt sich allerdings der Verdacht auf, dass noch kein Käufer in Sicht ist und der geplante Stellenabbau das erhoffte Geschäft für mögliche Interessenten attraktiver machen soll: "Es riecht danach, dass man die Braut für den Verkauf hübsch machen will. Es kann doch nicht sein, dass man zuerst den Personalabbau verkündet, ohne zu wissen, mit welchen Konzepten ein potenzieller Erwerber in die Zukunft gehen will. Im schlimmsten Fall werden Kompetenzen abgebaut, die man später dringend braucht. Wir fordern, dass nur Interessenten mit industriellen Konzepten, bei denen Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen erhalten bleiben, in die engere Auswahl kommen", fasste Ulbrich zusammen.

Mensch vor Marge

Im Anschluss an die Betriebsversammlung folgten rund 350 Beschäftigte einem Aufruf zu einer spontanen Protestaktion vor dem Werkstor. Dort machten die Beschäftigten mit Nachdruck deutlich um was es jetzt geht: "Innovation stärken, Beschäftigung sichern, Arbeitsbedingungen erhalten! Mensch vor Marge."