Siemens Dialog
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20.04.2024, 07:04 Uhr

Vertrauensleutekonferenz der Berliner Siemens-Betriebe

  • 10.02.2012
  • Allgemein

Die IG Metall-Vertrauensleute aller Berliner Siemens-Standorte kamen am 9. Februar in der Bildungsstätte Pichelssee erstmals zu einer gemeinsamen Konferenz zusammen. Information und Diskussion zu aktuellen Themen sowie Verabredungen zur Zusammenarbeit bildeten einen gelungenen Auftakt für das 2012.

Gute Stimmung in Pichelssee

Irene Schulz

Olaf Bolduan

Klaus Abel (alle Fotos C. von Pohlenz)

Stand up for your rights

Der Saal der Bildungsstätte Pichelssee füllte sich am Donnerstagnachmittag schnell. „Get up, stand up, stand up for your rights“ klang aus den Lautsprechern. Dazu wurden die Vertrauensleute der Berliner Siemens-Betriebe in vielen Sprachen willkommen geheißen. „Ich freue mich, dass wir hier in Pichelssee nach vielen gemeinsamen Aktionen  nun zu unserer ersten Vertrauensleutekonferenz der Berliner Siemens-Betriebe zusammen kommen“, begrüßte Irene Schulz, IG Metall Siemens-Team, knapp 60 Vertrauensleute aus allen Berliner Siemens-Betrieben.

Schwerpunkte der gemeinsamen Arbeit

Sie stellte die strategischen Schwerpunkte der gemeinsamen Arbeit vor: Es geht vor allem darum, die Beschäftigung zu sichern und aufzubauen. Irene Schulz warf einen Blick zurück auf die erfolgreiche Kampagne „Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“. Mit Betriebsversammlungen, Beratungsangeboten und vielen öffentlichkeitswirksamen Aktionen hatten die Vertrauensleute und Betriebsräte und viele Aktive in den Betrieben die Gesamtbetriebsvereinbarung zur Leiharbeit durchgesetzt. Darin sind die Übernahme von Leiharbeitern nach 18 Monaten und ein deutlich höheres Entgelt festgelegt: „Wir haben einen guten Zwischenstand erreicht. Allerdings müssen wir an dem Thema weiter arbeiten. Daher ist die Leiharbeit auch ein zentrales Thema in der Tarifrunde 2012. Leider stellen wir derzeit fest, dass Leiharbeiter durch die Hintertür mit Werkverträgen bei anderen Verleihfirmen wieder an Siemens-Betriebe entliehen werden.“

SPS: Schutz der Beschäftigten

Olaf Bolduan, Betriebsratsvorsitzender im Dynamowerk, stellte den Vertrauensleuten das Siemens-Produktionssystem vor, das derzeit in der Produktion und in den Büros eingeführt wird. Als Sammlung von Methoden zur Rationalisierung soll es die Verschwendung von Ressourcen vermeiden. Am Beispiel des Messgerätewerkes erklärte Bolduan, wie durch SPS die Fertigungsprozesse verändert und die Durchlaufzeiten erheblich reduziert wurden. Deutlich wird an diesem Beispiel, dass es Betriebsräten und Vertrauensleuten gemeinsam vor allem um die Sicherung von Beschäftigung gehen muss. „Bei Siemens arbeiten nur noch 30 Prozent der Beschäftigten in der Produktion, 70 Prozent sind im Angestelltenbereich beschäftigt“, berichtete Bolduan. Auch die Büro-Arbeitsplätze werden umgestaltet. „Wir werden SPS nicht aufhalten können. Aber wir müssen die Interessen der Beschäftigten vertreten, um Beschäftigung zu sichern. Wir müssen uns einbringen, damit die Gesamtbetriebsvereinbarung, die wir zu SPS erreicht haben, nun auch umgesetzt wird.“

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es in den Betrieben Probleme mit SPS gibt. Spannend waren die Praxisbeispiele aus zahlreichen Betrieben; Probleme bereiten die neu eingeführten Hierarchie-Ebenen. Die Teamleiter in der Prosduktion sind oft überlastet, da immer mehr Verantwortung auf sie übertragen wird. Aus einigen Betrieben wurde berichtet, dass das Arbeitsklima stark leide. Arbeitsdruck und Konkurrenz sind täglicher Begleiter: „Vorher waren wir Kollegen, mit SPS arbeiten wir gegeneinander.“

Eines der Ziele von SPS sollte sein, dass die Beschäftigten bis ins hohe Alter die Arbeit schaffen; durch die Arbeitsverdichtung hat Bolduan jedoch den Eindruck, dass sie eher zum Hamster im Rad werden. Da fast allen Vertrauenleuten die Inhalte der Gesamtbetriebsvereinbarung nicht bekannt war, regte Schulz ein Seminar für sie an, um die Vereinbarung bekannt zu machen und gemeinsame Umsetzungsstrategien zu verabreden.

Tarifrunde 2012: Mehr und fair

Klaus Abel, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, bedankte sich bei allen für die vielen guten Impulse, die von den Vertrauensleuten bei den Themen Leiharbeit und SPS gesetzt wurden und auch über die Berliner IG Metall hinaus in die Organisation wirken. Er erläuterte anschließend die Forderungen der Tarifrunde 2012, die unter der Losung „Mehr und fair“ stehe: 6,5 % mehr Entgelt, faire Leiharbeit und unbefristete Übernahme. „Rund 43 % der Neueinstellungen im Organisationsbereich der IG Metall erfolgte nach der Krise über Leiharbeit. Es gibt riesige Einkommensunterschiede. Wenn wir das nicht angehen, werden sich auch die Beschäftigungsbedingungen in unseren „Kernmannschaften“ deutlich verschlechtern.“ Derzeit ist davon auszugehen, dass es Ende Mai Warnstreiks geben wird, wenn sich die Arbeitgeber nicht bewegen würden. „Wir brauchen Eure Unterstützung. In den nächsten Monaten wird uns die Tarifrunde intensiv beschäftigen.“

Vertrauensleutearbeit macht Spaß!

Abschließend berichtete Susanne Grzonka, Vertrauenskörperleiterin im Messgerätewerk, über die gute Zusammenarbeit von Vertrauensleuten und Betriebsräten in Berlin, wo in den letzten fünf, sechs Jahren sehr viel gewachsen ist. Ein Film von Ramon Zorn und Willi Völler stellt die fantasievollen Aktionen der letzten Jahre dar und zeigt: „Vertrauensleutearbeit macht Spaß! Und wir setzen uns erfolgreich für unsere gemeinsamen Interessen ein.“