Siemens Dialog
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28.03.2024, 20:03 Uhr

Von Siemens zu Cerner

  • 05.10.2015
  • Operativ

Vor rund einem halben Jahr verkaufte Siemens den Healthcare-Bereich Health Services an das US-Unternehmen Cerner Coperation. Als eigenständige Gesellschaft entwickelt, vertreibt und wartet das Unternehmen Cerner Health Services Deutschland seitdem Software-Lösungen für Krankenhäuser. Der Betriebsrat am größten Standort Berlin schildert die bisherige Entwicklung.

Berliner Cerner-Betriebsräte im Gespräch mit der IG Metall (Foto: IG Metall Berlin).

Cerner HSD hat insgesamt sechs Standorte in Deutschland, außer Berlin in Essen, Frankfurt, Hamburg, St. Wolfgang und Erlangen. Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte IG Metall Berlin, wollte im Gespräch mit den dortigen Betriebsräten mehr über ihre ersten Erfahrungen nach dem Wechsel zu Cerner wissen.

Lücken in der Kommunikation

Manche Beschäftigte waren nach Einschätzung des Betriebsrates durch die Nachricht vom Verkauf "wie vor den Kopf geschlagen", zumal dessen schnelle Umsetzung lückenhaft kommuniziert wurde. Die Folgen waren "Verunsicherung, Ärger und Wut", trotz gegenteiliger Aussagen der Firmenleitung gepaart mit Angst um den Arbeitsplatz. Zahlreiche Eintritte in die IG Metall waren eine Reaktion, die sich bei den Verhandlungen zum Überleitungstarifvertrag als hilfreich erwies (siehe Absicherungen bei Health Services).

Beschäftigtenrechte abgesichert

In diesem Vertrag waren für viele die konkreten Beschäftigungsbedingungen - zum Beispiel tarifliche Bezahlung, Geltung der Betriebsvereinbarungen, Regelungen zur Altersteilzeit - besonders wichtig. Eine "echte Erleichterung" bedeutete für viele auch der Beschäftigtenschutz für drei Jahre sowie der Beitritt Cerners zum Arbeitgeberverband. Der Überleitungstarifvertrag ist erstmals zum 31. März 2018 kündbar; die Geschäftsführung von Cerner strebt einen Haustarifvertrag an, um regionale Unterschiede aufgrund teilweise differierender Tarifverträge durch einheitliche Regelungen zu ersetzen.

Über sprachliche Fragen hinaus betreffen die Unterschiede zwischen amerikanischer und gewohnter Eigentümerkultur viele Bereiche, beispielsweise die Auffassung zum Datenschutz. Auch über Reisekosten und Zeiterfassung führt der neue Gesamtbetriebsrat Verhandlungen mit der Geschäftsführung, die außerdem für bestimmte Beschäftigte mehr variable Vergütungsbestandteile anstrebt. Der Betriebsrat sieht bei sämtlichen Änderungswünschen sehr genau hin, um potenzielle Nachteile für die Betroffenen auszuschließen.

Rückhalt durch Mitglieder

Die aktuelle Stimmung der Kolleginnen und Kollegen schwankt nach den ersten Monaten zwischen Hoffen, etwa auf schnellere innerbetriebliche Prozesse, und Bangen, zum Beispiel vor einem Verlust von Wissensträgern; zum Teil unklare Zukunftsperspektiven erhöhen zudem den Wunsch nach einer klareren und transparenteren Produktstrategie. Ein endgültiges Resümee will der Betriebsrat vor diesem Hintergrund nicht ziehen, eines aber ist sicher: "In den letzten Monaten sind viele Beschäftigte in die IG Metall eingetreten. Das hilft uns bei zukünftigen Verhandlungen für unseren Standort!"


<link http: www.igmetall-berlin.de aktuelles meldung interview-mit-dem-berliner-betriebsrat-von-cerner-ehemals-siemens-health-services _blank external-link-new-window>» ausführliches Interview mit dem Berliner Cerner-Betriebsrat