Siemens Dialog
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25.04.2024, 16:04 Uhr

Wieder Rekordergebnis - SEAS vor Verkauf

  • 29.07.2010
  • Allgemein

Die ohnehin guten Erwartungen der Analysten für das dritte Quartal bei Siemens werden noch einmal deutlich übertroffen. Die Zahlen weisen erneut ein operatives Rekordergebnis aus, der Umsatz steigt um vier Prozent, und auch der Auftragsbestand legt wieder zu wie zuletzt 2008. Im Gesamtjahr will man nun nicht mehr "mindestens" das Vorjahresergebnis erreichen, sondern es "deutlich" toppen.

Rekorde, Rekorde, Rekorde

Die <link http: www.siemens.com press de pressemitteilungen _blank external-link-new-window>undefinedPressemitteilung vom Donnerstag liest sich entsprechend wie eine Jubelmeldung aus den Boom-Zeiten vor der Krise. Zum ersten Mal seit über einem Jahr liegen Auftragseingang (+22%, 21 Mrd. €) und Umsatz über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, wobei wie in den vergangenen Wochen mehrfach angedeutet der relative schwache Euro sich eher positiv niederschlägt. Das operative Ergebnis schnellt um 40 Prozent auf ein historisches Hoch von über als 2,3 Milliarden Euro. Und ein Rückgang zeichnet sich nicht ab: Der Auftragsbestand in den Sektoren erklimmt ebenfalls einen Rekord (89 Mrd. €), sein Verhältnis zum Umsatz (Book-to-Bill-Rate) ist wieder größer als eins.

Auftragseingang steigt in allen Sektoren

Peter Löscher hat also allen Grund, zufrieden zusammenzufassen: "Siemens hat im dritten Quartal weiter an Fahrt gewonnen." Das gilt, ein weiteres gutes Zeichen, für alle Sektoren; vorne liegt der Auftragseingang von plus 33 Prozent bei Industry, gefolgt von Energy und Healthcare mit jeweils 18 Prozent. Entsprechend wohlwollend klingen die Kommentare von Analysten und Medien, das negative Ergebnis von SIS ( - 81 Millionen Euro) und nur marginale Gewinne der Beteiligungen werden nur der Form halber erwähnt.

SEAS wird verkauft

Gleichzeitig drängen die guten Zahlen eine weitere Meldung in den Hintergrund, die schon seit längerem zu erwarten stand: Siemens Electronics Assembly Systems (SEAS) wird mitsamt seiner nach etlichen Restrukturierungen weltweit noch rund 1.200 Beschäftigten verkauft. Am Münchener Sitz von SEAS sind etwa 630 Beschäftigte von dem Schritt betroffen, den Siemens bereits Anfang 2008 gegen den Widerstand der Arbeitnehmerseite beschlossen und seitdem vorbereitet hatte.

"Weitgehende Standort- und Beschäftigungszusagen"

Käufer des ehemaligen Bereichs Electronics Assembly ist die Hongkonger Tochter des holländischen Halbleiter- und LED-Herstellers ASM. Das als ASM Pacific Technology (ASMPT) auftretende Unternehmen will Siemens zufolge mit der Übernahme sein Produktportfolio ausbauen und seine Präsenz in Europa stärken. SEAS soll dazu als eigenständige Einheit in den Konzern integriert werden, der laut <link http: www.siemens.com press de pressemitteilungen _blank external-link-new-window>undefinedPressemitteilung für den wichtigsten Standort München "weitgehende Standort- und Beschäftigungszusagen" gemacht hat und dort langfristig die gesamten europäischen Forschungsaktivitäten konzentrieren will.

Solide Mitgift

Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob sich die gewohnt optimistischen Erwartungen erfüllen; immerhin konnte die Übernahme durch einen branchenfremden Investor vermieden werden, die angesichts der wachsenden Zahl von Fehlschlägen solcher Geschäfte zunehmend zum Schreckgespenst jedes Unternehmens wird. Siemens lässt es sich offenbar etwas kosten, Pleiten wie bei BenQ und langwierige Zankereien wie bei Gigaset nicht noch einmal zu riskieren: Informationen der Nachrichtenagentur Reuters zufolge ist der Verkauf eigentlich eine Schenkung, mitsamt einer Dreingabe von 29 Millionen Euro.