Siemens Dialog
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20.04.2024, 08:04 Uhr

Zweierlei Maß für AG und Töchter

  • 29.11.2011
  • Konzern

Im Sommer 2011 gelang es dem Siemens-Gesamtbetriebsrat, in der Gesamtbetriebsvereinbarung "Steuerfreier Kinderbetreuungszuschuss" die finanzielle Unterstützung von bei Siemens beschäftigten Eltern festzuschreiben. Der unbestreitbare Fortschritt bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat allerdings einen Schönheitsfehler: Die zahlreichen Siemens-Töchter gehen leer aus.

Anstrengungen für Familie und Beruf ...

Nicht erst mit dem drohenden Fachkräftemangel hat sich Siemens das image-trächtige Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf die Fahnen geschrieben. Regelmäßig werden entsprechende Erfolgsmeldungen veröffentlicht, zuletzt am <link http: www.siemens.com press de pressemitteilungen _blank external-link-new-window>undefined27. November der Hinweis, man werde bis zum Jahr 2015 die Anzahl betriebseigener Kinderbetreuungsplätze mehr als verdoppeln.

... aber nicht für die Töchter!

Die Gesamtbetriebsvereinbarung "Steuerfreier Kinderbetreuungszuschuss" (siehe zum selben Thema) sieht 100 Euro Zuschuss pro Kind und Monat für Unterbringung und Betreuung nicht-schulpflichtiger Kinder von Siemens-Beschäftigten in Deutschland vor. Voraussetzung ist ein ungekündigtes Arbeitsverhältnis, berechtigt sind auch Auszubildende sowie befristet und Teilzeitbeschäftigte - aber nur in der Siemens AG, nicht bei ihren Töchtern.

Was unter dem Aspekt der Gerechtigkeit schwer nachvollziehbar klingt, versuchte Arbeitsdirektorin Brigitte Ederer auf der Betriebsräteversammlung vergangene Woche in Berlin zu begründen. Auf eine Nachfrage aus dem Plenum erklärte sie, man könne den Töchtern solche an sich empfehlenswerten Maßnahmen nun einmal nicht "anschaffen".

Wackelige Begründung

Dieser Erklärungsansatz für eine eklatante Ungleichbehandlung zwischen AG und Töchtern sorgte bei vielen Betriebsräten für hochgezogene Augenbrauen. Geht es Siemens ernsthaft um die Um- beziehungsweise Durchsetzung von Richtlinien aus der Konzernzentrale, ist man erfahrungsgemäß deutlich weniger behutsam; dem Management von Töchtern wird üblicherweise ohne viel Federlesens "angeschafft", was es zu tun hat. Dass das nicht nur bei rein wirtschaftlichen Vorgaben ohne größere Schwierigkeiten klappt, zeigte beispielsweise die Ausweitung der Standort- und Beschäftigungssicherung - zum Vorteil der Beschäftigten.