Siemens Dialog
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28.03.2024, 15:03 Uhr

Homeoffice nach Corona

"New Normal" geht nur gemeinsam

  • 16.07.2020
  • Allgemein

Siemens hat in der Kw 29 angekündigt, seinen Beschäftigten auch nach Corona in großem Stil Homeoffice anzubieten. Den Weg ins "New Normal" nennen die beiden CEOs dies in einem Rundschreiben, an seinem Ende soll "mobiles Arbeiten als Kernelement" etabliert sein. Ohne einen intensiven Dialog mit der Arbeitnehmerseite wird das nicht gehen.

Der Rundbrief schildert das Konzept des Vorstands enthusiastisch: "Weltweit und dauerhaft" strebt man durchschnittlich 2 bis 3 Tage pro Woche mobile Arbeit an, "wo immer es machbar ist". Über die interne Kommunikation hinaus wird der Vorstoß durch aktive Verbreitung in der Öffentlichkeit begleitet. Siemens betont dabei seine Überzeugung, das Angebot werde "auf breite Akzeptanz und Nutzung treffen" und stellt heraus, "als eines der ersten großen Unternehmen dauerhaft angepasste Arbeitsmodelle" zu schaffen.

Auch aus Sicht der Interessenvertretung klingt die Idee durchaus interessant, bedarf aber zweifellos einer intensiven Diskussion. Momentan gibt es bereits geltenden Regelungen zur mobilen Arbeit, die natürlich aus der Zeit vor Corona stammen. Die Aktualisierung der Regelungen vor dem Hintergrund der Erfahrungen der vergangenen Monate bietet sich an, unterliegt aber automatisch der Mitbestimmung.

Betroffen ist ein breites Spektrum, das sich von technischen Aspekten wie der Arbeitsplatzausstattung über potenziell heikleThemen wie der Leistungs- und Verhaltenskontrolle bis hin zu Fragen hinsichtlich der kontrollierten Einhaltung von Arbeitszeitgesetz und -regelungen erstreckt. Auch ein im Vorstand verabschiedetes Konzept ist daher erst einmal vor allem eine Diskussionsgrundlage; vor der Umsetzung führt - aus gutem Grund - kein Weg an der Interessenvertretung vorbei.

Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall und Siemens-Aufsichtsratsmitglied, bringt auf den Punkt: "Corona hat gezeigt, was spontan im Homeoffice möglich ist. Das kann aber nicht automatisch als "New Normal" übernommen werden. Die Beschäftigten müssen auch bei mobiler Arbeit ein Recht auf Abschalten haben. Dazu braucht es betriebliche Vereinbarungen, die die aktuellen Erfahrungen berücksichtigen und die Beschäftigten vor den Nachteilen entgrenzter Arbeit schützen. Ohne einen intensiven Dialog mit der Arbeitnehmerseite wird es nicht gehen."