"Blitze" sind gut vorbereitete Organizing-Aktionen, bei denen mehrere Aktive in kurzer Zeit mit möglichst vielen Beschäftigten eines Betriebes 1:1-Gespräche führen, um sie als Mitglieder zu gewinnen. Oft unterstützen dabei Kolleg*Innen aus anderen Bereichen, weshalb diese Strategie in der nördlichen Oberpfalz bisher schwer denkbar war. Um hier anzukommen, braucht man schon "Stallgeruch". Doch was tun, wenn - wie bei Siemens Healthcare in Kemnath - die Belegschaft innerhalb eines Jahres um ca. 400 Beschäftigte wächst?
Die Antwort auf diese spannende Frage gibt ein Bericht direkt aus dem Standort:
Die üblichen 1:1 Gespräche für Neu-Eingestellte im BR- Büro wurden plötzlich zu großen Runden, und aufgrund von Corona und Home Office war es noch schwieriger, die Kolleg*Innen zu erreichen. So wurde die Liste derer, die man auf die IG Metall-Mitgliedschaft ansprechen wollte, immer länger und das Thema immer leidiger.
"Wir brauchen eine gezielte Aktion, um da wieder hinterher zu kommen", stellte der Vertrauenskörper fest, und plante ein konzertiertes Vorgehen. Die Idee: An einem bestimmten Tag sollten alle aktiven Vertrauensleute je 5 Personen ansprechen. Da die Aktion zu Anfang des Jahres stattfand, war auch schnell ein Name für diesen bayerischen Blitz gefunden: Neujahrsansprache.
Schon im Vorfeld wurden bei der Aufbereitung der Listen der Anzusprechenden viele Daten bereinigt: Beiträge wurden angepasst, Leihbeschäftigte und Werkstudierende, die mittlerweile fest übernommen worden waren, umgeschlüsselt, und es stellte sich heraus, dass der eine oder die andere auch bereits Mitglied der IG Metall ist.
Für den verabredeten Tag, den 10. Februar, wurden alle VK-ler mit Beitrittserklärungen und Flyern ausgestattet. Die Art der Kommunikation, ob per Telefon, Teams oder persönlich, war jedem selbst überlassen. Zusätzlich sollten alle Werkstudierenden und Leihbeschäftigten per Mail über die Vorteile der IG Metall-Mitgliedschaft informiert werden.
Am Montag darauf trafen sich alle in einer kurzen Teams-Runde, um sich auszutauschen, wie es gelaufen war. Die erste Zwischenbilanz war gut und die Gruppe feierte die Erfolge jeder/jedes Einzelnen. Die positive Stimmung war ansteckend, und so war schnell klar, dass man diejenigen, die man beim ersten Gespräch noch nicht hatte überzeugen können, noch einmal ansprechen würde.
Ende Februar wurde dann eine Bilanz gezogen, die sich sehen lassen kann: 120 Kolleg*Innen wurden persönlich angesprochen, 200 erhielten eine Email. Das Ergebnis waren rund 30 Neuaufnahmen und über 40 Beitragsanpassungen bzw. Umschreibungen. Und die Motivation hält weiter an, sodass in Summe bis Mai schon 47 Neuaufnahmen zu verzeichnen sind. Zum Vergleich: in den vergangenen Jahren waren es etwa 60 pro Jahr.
Das Ziel: Wieder zurück zum Organisationsgrad von 60%, man ist hier ja schließlich stolz auf die Tradition als Streikbetrieb im 95er Streik um die 35-Stunden-Woche und möchte diese fortführen.
Das Siemens Team der IG Metall dankt allen Beteiligten für den tollen Einsatz!