Wenige Wochen vor dem Börsengang der künftigen Siemens Energy kommen vom Management ominöse Ankündigungen hinsichtlich möglicher Standortschließungen und dem Unwillen, anderslautende Vereinbarungen aus der Siemens AG mitzunehmen. Geschickt ist das nicht.
Die Agenturen Reuters und dpa verbreiteten am Freitag Mittag Informationen aus "Kreisen", man werde "Fertigungsstätten schließen" um Kosten zu sparen; die Vermeidung von Schließungen in der Vergangenheit habe zu "übermäßiger Komplexität" geführt. Standortgarantien gebe es nicht, und auch eine entsprechende Vereinbarung der Siemens AG, gemeint ist offenbar die Standort- und Beschäftigungssicherung "Radolfzell", werde man nicht übernehmen.
Die IG Metall bewertet diese Meldungen hinsichtlich Form und Inhalt äußerst kritisch. "Herr Bruch bzw. das Management der künftigen Siemens Energy verbreitet vage Abbau- und Schließungspläne über die Presse, statt zuvor das Gespräch mit der Arbeitnehmerseite zu suchen. Dieser Stil ist aus unserer Sicht unangemessen und erschwert eine konstruktive Zusammenarbeit erheblich. Das wird bei Siemens üblicherweise im Sinne tragfähiger Kompromisse besser gehandhabt", erklärte das geschäftsführende IG Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, der in den Aufsichtsräten der Siemens AG und von Siemens Gas and Power sitzt.
Der Unternehmensbeauftragte der IG Metall für Siemens AG und Energy, Hagen Reimer, ebenfalls Mitglied beider Aufsichtsräte, kritisierte: "Gerade auf der Zielgeraden zur Trennung vom Siemens-Konzern kommen solche Ankündigungen über die Presse bei den Beschäftigten als versteckte Drohung an und tragen stark zur Verunsicherung bei. Ohne eine hochmotivierte Belegschaft wird es nicht gehen, und Motivation sieht anders aus."
Nach Auffassung der IG Metall konterkariert ein derartiges Vorgehen das offizielle Bild eines gemeinsamen Aufbruchs in das neue Unternehmen, das die Arbeitnehmerseite offen mitgetragen hat. Umso mehr ist es inakzeptabel, wenige Wochen vor dem Start und ausgerechnet aus der Presse von möglichen Reduktionen zu erfahren.