Siemens Dialog
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25.04.2024, 18:04 Uhr

Zwist um Osram

  • 12.09.2019
  • Allgemein

Die Osram AG wurde 2013 aus dem Siemens-Konzern in die Selbständigkeit entlassen. Die Aktien gingen per Spin Off an die Siemens-Aktionäre; wer sie heute noch hält, sieht sich derzeit einem Übernahmeangebot gegenüber, das die Arbeitnehmerseite skeptisch bewertet.

Der österreichische Halbleiterhersteller ams will das in den Jahren seit der Ausgliederung immer wieder gebeutelte Unternehmen übernehmen. Der Konzernbetriebsrat jedoch hat nach intensiver Beschäftigung mit dem Angebot Sorge darum, was der Deal für die Beschäftigten und die langfristige Zukunft des einstigen Traditionsunternehmens insgesamt bedeuten würde.

Dabei ist die industrielle und technologische Logik des Angebot an sich zumindest nachvollziehbar. Problematisch sind jedoch Details. So bestehen Zweifel an der Fähigkeit von ams, ein Unternehmen wie Osram zu integrieren - das jedoch ist eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Übernahme. Osram selbst ist immerhin ist dreimal so groß wie ams; der Chip-Hersteller ist vor allem in den letzten Jahren rasant gewachsen und hat kaum Erfahrung mit Übernahmen. Man darf annehmen, dass vor allem Interesse an bestimmten attraktiven Bereichen Osrams besteht.

Darüber hinaus ist es zwar eine Standortgarantie angekündigt, ein verbindlicher und belastbarer Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen ist jedoch ebenso wenig vorhanden wie eine Garantie für den Erhalt der Geschäftsbereiche. Der Konzernbetriebsrat warnt daher: "Insofern gibt es, anders als öffentlich dargestellt, eben keine Beschäftigungssicherung."
Dazu gesellen sich weitere Bedenken, etwa hinsichtlich des Münchner Stammsitzes von Osram, prognostizierter Kosten- und Umsatzsynergien oder einer Kommunikation, die eine belastbare Vertrauensbasis geschaffen hätte. Besorgniserregend wirkt auch, dass ams das geistige Eigentum von Osram offenbar nach Singapur auslagern will.

Äußerst fragwürdig ist zu allem Überdruss auch noch die geplante Finanzierung der Übernahme, die auch IG Metall-Hauptkassierer und Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner als unseriös einschätzt. Ams beabsichtigt, den Deal mit einem Kredit über vier Milliarden Euro zu finanzieren, kritisiert die IG Metall: "Da wird verantwortungslos mit der Zukunft von zwei Unternehmen und ihren Arbeitsplätzen gepokert."

Vor diesem Hintergrund kann es eigentlich nur ein Fazit geben. Die IG Metall und der Konzernbetriebsrat der Osram AG empfehlen den Aktionären die Ablehnung des Angebots von ams.