Siemens Dialog
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14.05.2024, 15:05 Uhr

Bußgeld für Heinrich von Pierer?

  • 23.10.2009
  • Allgemein

Stimmt es, was die "Süddeutsche Zeitung" aus Siemens-Kreisen über den Stand des Ordnungswidrigkeitsverfahrens gegen Heinrich von Pierer erfahren haben will, dann gerät der ehemalige "Mr. Siemens" allmählich mit dem Rücken an die Wand: Der Zeitung zufolge wird er wegen Verletzung seiner Amtspflicht zu einem Bußgeld verurteilt.

"Bis zu eine Million Euro" könne dieses Bußgeld betragen, berichtet die "<link http: www.sueddeutsche.de wirtschaft text _blank external-link-new-window sz>SZSZ" am Freitag. Das ist für den nach wie vor jede Verantwortung oder gar Schuld weit von sich weisenden Pierer schon ärgerlich genug, wenngleich es sich 'nur' um die Buße für eine Ordnungswidrigkeit handelt.

Entscheidende Konsequenzen für Schadensersatzforderung

Weitaus schlimmer für ihn aber wären die unvermeidlichen Schlussfolgerungen aus einer solchen Entscheidung, zumal er Siemens' Forderungen bislang unter anderem mit dem Argument abgelehnt hatte, auch die Justiz laste ihm schließlich kein Fehlverhalten an. Konstatiert sie dieses jetzt in der Frage der Verantwortung für das Korruptionssystem bei Siemens letztlich doch, schwächt das Pierers Position bei einer näherrückenden Auseinandersetzung um den von Siemens eingeforderten Schadensersatz entscheidend - wenn er es überhaupt trotz dieser Entwicklung noch auf einen Zivilprozess ankommen lässt, anstatt zähneknirschend die geforderten sechs Millionen Euro zu bezahlen.

Keine Buße für Kleinfeld

Wesentlich besser sieht es hingegen offenbar für Klaus Kleinfeld aus. Das Verfahren gegen ihn soll der "SZ" zufolge "mangels Schuld" eingestellt werden; aus dem Aufsichtsrat soll zu hören sein, er sei zumindest teilweise durch die "alte Garde bei Siemens" getäuscht worden und habe das Ausmaß der kriminellen Praktiken nicht erkennen können. Kleinfeld, der heute erfolgreich den US-Konzern Alcoa leitet, könnte auf dieser Basis die von Siemens an ihn gerichtete Forderung über zwei Millionen Euro begleichen und damit ohne größeren Schaden für sein Ansehen einen Schlussstrich unter das Kapitel ziehen.

Neue Ära der Management-Kultur

Bestätigen sich die Informationen der "SZ", wovon man erfahrungsgemäß ausgehen darf, geht von dieser Entwicklung ein Signal an die deutsche Manager-Elite insgesamt aus. Lange Jahre genoss sie in der alten "Deutschland AG" praktisch Immunität, sofern nicht hieb- und stichfest kriminelles Handeln nachgewiesen war. Die Verantwortung für mangelhafte Leistung und Fehler hingegen, seien sie auch noch so folgenreich, führte schlimmstenfalls zu einem vorzeitigen, meist großzügig vergoldeten Handschlag. Ist statt dessen künftig mit einer peniblen Untersuchung von Verantwortlichkeiten und Fragen nach der Haftung zu rechnen, kann man das wohl ohne Übertreibung als neue Ära der Management-Kultur bezeichnen.