Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/allgemein/kapitaleinkommen-legen-zu
26.04.2024, 08:04 Uhr

Kapitaleinkommen legen zu

  • 06.12.2010
  • Allgemein

Im Dezember können sich die Beschäftigten nicht nur bei Siemens über den zweiten Teil der tariflich festgelegten Einmalzahlung freuen, im Februar folgt die vereinbarte Entgelterhöhung um 2,7 Prozent. Eine aktuellen Erhebung zur Verteilung des Volkseinkommens zeigt, wie wichtig dieses Wachstum der Einkommen aus normalen Erwerbstätigkeiten ist.

Entwicklung der Nettolohnquote (Grafik: WSI)

Nur kurze krisenbedingte Unterbrechung

Nach einer kurzen, krisenbedingten Unterbrechung nämlich hat sich im im ersten Halbjahr 2010 ein langjähriger Trend fortgesetzt, nach dem Einkommen aus Gewinnen und Kapitalvermögen deutlich schneller wachsen als die aus Erwerbsarbeit. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (<link http: www.boeckler.de _blank external-link-new-window wsi>undefinedWSI) der Hans-Böckler-Stiftung teilte am 2. Dezember mit, damit kehre ein alt bekanntes Muster zurück: "Die Gewinn- und Kapitaleinkommen, die überwiegend einer relativ kleinen Bevölkerungsgruppe zufließen, wachsen deutlich schneller als die Lohneinkommen."

Anteil der Arbeitseinkommen geschrumpft ...

Der neue Verteilungsbericht des WSI stellt dar, dass das Kaufkraftpotenzial der Arbeitseinkommen erneut geschrumpft ist. Sein Anteil am Volkseinkommen sank im ersten Halbjahr 2010 von 40,9 (2008) beziehungsweise 41,1 (2009) auf nunmehr 39,4 Prozent; bis 1990 hatte diese sogenannte Nettolohnquote sich jahrzehntelang über 50 Prozent gehalten.

... und der Gewinne gestiegen

Die Nettogewinnquote hingegen, also Betriebsüberschüsse beziehungsweise Selbständigeneinkommen sowie Vermögenseinkommen, stieg zwischen 2009 und Anfang 2010 von 32,6 auf 34 Prozent*. Die Grundlage dieser WSI-Berechnungen bilden die Zahlen des statistischen Bundesamts, aus denen sich noch eine weitere entsprechende Entwicklung ableiten lässt: Gegenüber der ersten Jahreshälfte 2009 legten die Gewinn- und Kapitaleinkommen um fast 20, die Lohneinkommen dagegen nur um knapp zwei Prozent zu.

Verteilungsprobleme verschärft

Der Effekt dieser Verteilungsschieflage besteht in einer rückläufigen Binnennachfrage, also des volkswirtschaftlichen Faktors, der entscheidend zu nachhaltigem Wachstum beiträgt. Obendrein, so warnt das WSI, drohen sich die Verteilungsprobleme durch das Sparpaket und die Gesundheitsreform der Bundesregierung weiter zu verschärfen - die Ausweitung von Zusatzbeiträgen der Krankenkassen etwa belastet kleine Einkommen überproportional.


*Die Differenz zwischen der Summe aus Nettolohn- und Nettogewinnquote auf 100 Pozent besteht aus sogenannten monetären Sozialleistungen.