Die Betriebsratsvorsitzenden des Siemens-Konzerns wenden sich mit einem offenen Brief an die Familie Siemens, um sie zu Unterstützung im Kampf gegen den Kahlschlag aufzufordern: Helfen Sie uns, die Standortschließungs- und Personalabbaupläne vom Tisch zu bekommen!
Die Betriebsratsvorsitzenden betonen in dem Schreiben, das stellvertretend für die Familie an Nathalie von Siemens gerichtet ist, dass sie Beschäftigten sich mit dem Unternehmen und seinen Werten identifizieren, aber: "Sie fühlen sich vom Vorstand der Siemens AG im Stich gelassen, das böse Bild vom „Kahlschlag“ geistert seit Wochen durch die Medien, die Marke Siemens nimmt Schaden."
Traditionell lebte Siemens immer die Errungenschaften der sozialen Marktwirtschaft und setzte auf beispielhafte Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen. Im Gegenzug legten sie mit ihrem Engagement, ihrem Fleiß und ihrer Schaffenskraft die Grundlage des Erfolgs. Dieses für beide Seiten positive Verhältnis droht nun zu zerbrechen: "Wir werden ohne wirtschaftliche Not anonymen Aktionärsinteressen und überzogenen Margenzielen geopfert."
Unmittelbare Kritik richtet sich in dem Brief an den Vorstandsvorsitzenden: "Joe Kaeser philosophiert öffentlich über Elitenversagen und bedingungslose Grundeinkommen, lässt aber gegenüber den eigenen Beschäftigten die oft zitierte Verantwortung außer Acht." Die grundsätzliche Loyalität zwischen Unternehmen und Belegschaft bekommt dadurch Risse, die sich bis in die Gesellschaft hinein ziehen: "Diese Entwicklung verleiht extremen Kräften Rückenwind und vertieft die soziale Spaltung."
Die Siemens-Betriebsräte appellieren daher an die Gründerfamilie, sie zu unterstützen: "Wir bitten Sie, sich mit uns gegen diese Fehlentwicklung zu stellen. [...] Helfen Sie uns, die Standortschließungs- und Personalabbaupläne vom Tisch zu bekommen! Unterstützen Sie uns dabei, durch Investitionen und Innovationen zukunftsweisende Produkte und Lösungen in den betroffenen Divisionen auf den Weg zu bringen und damit Standorte und Beschäftigung zu sichern."
» Den Brief kann man als PDF über obigen Link herunterladen;
» Zusammenfassende Flugblätter und Plakate gehen derzeit den Betrieben zu. Beides steht ebenfalls als PDF zur Verfügung.