Es hat Jahrzehnte gedauert, am 8. März wurde der Knoten durchschlagen: Die Arbeitszeit in den ostdeutschen Siemens-Standorten wird ab dem 1. Oktober 2022 schrittweise der in Westdeutschland angeglichen. Ein Wermuthstropfen bleibt die Verweigerung der Firmenseite, den Geltungsbereich der Tarifvertraglichen Sondervereinbarung gleich mit zu erfassen.
Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite bei Siemens hatten nach kurzer Vorbereitung bereits Ende 2021 erste Gespräche über die Angleichung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden aufgenommen. Die Verhandlungen waren aufgrund sehr unterschiedlicher Positionen bezüglich der zeitlichen Staffelung und der Kompensation streckenweise ziemlich schwierig.
Betriebsräte und IG Metall verstärkten daraufhin den Druck durch Beteiligung der Beschäftigten, die ihren Unmut pandemiegemäß online zeigten - erfolgreich. Am 8. März einigten sich die Parteien auf einen Rahmen für im nächsten Schritt zu verhandelnde lokale Regelungen im gesamten Siemens-Konzern:
Da die tatsächliche Jahresarbeitszeit im Geltungsbereich der Tarifvertraglichen Sondervereinbarung derzeit aufgrund unterschiedlicher Auslegungen nicht zweifelsfrei geklärt ist, bestand die Firmenseite darauf, diesen Bereich und seine rund 850 Betroffenen auszuklammern. Das Abkommen formuliert jedoch ausdrücklich, dass nach der Klärung ein Nachführen und der gemeinsame Start zum 1. Oktober angestrebt werden; die Arbeitnehmerseite wird dies mit Nachdruck vorantreiben.
Betriebsräte und IG Metall stufen dieses Ergebnis als längt überfälligen, historischen Schritt ein und begrüßen, dass Siemens entgegen ursprünglicher Vorstellungen nicht hinter dem Niveau bereits geschlossener Vereinbarungen in anderen Unternehmen zurückbleibt. Bettina Haller, als Vorsitzende des Konzernbetriebsrats Verhandlungsführerin, fasst zusammen : „Damit schaffen wir einen verbindlichen Rahmen mit flexiblen Möglichkeiten für die örtliche Umsetzung, die jahrelange Ungerechtigkeit wird endlich Schritt für Schritt abgebaut. Dabei geht es nicht nur um das Entgelt, mindestens ebenso wichtig ist die Wertschätzung.“
Für die IG Metall schließt sich als Unternehmensbeauftragter Hagen Reimer dieser Auffassung an: „Dieser entscheidende Schritt Richtung Gerechtigkeit war längst überfällig. Die Arbeit der Siemens-Beschäftigten in Ostdeutschland steht der ihrer Kolleginnen und Kollegen im Westen in nichts nach – dafür erhalten sie in Zukunft die verdiente Gegenleistung.“