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02.05.2024, 03:05 Uhr

Eine Milliarde nach China

  • 18.05.2004
  • Allgemein

Investitionsoffensive für „Profit and Growth“ in China - „F&E- und Software-Aktivitäten deutlich ausgeweitet"

Eine Milliarde nach China

Mit einem 12-Punkte-Programm für „Profit and Growth“ in China hat Siemens gestern offiziell angekündigt, wie man sich zum hundertjährigen China-Jubiläum die Zukunft im Land vorstellt: Verbesserung der Marktausschöpfung, „ehrgeizige Wachstumsziele" für die operativen Bereiche sowie „Nutzung der Talentpotenziale" sollen in drei bis fünf Jahren den Jahresumsatz von derzeit rund vier Milliarden Euro verdoppeln. Damit das auch klappt, steht erst einmal die Investition von einer Milliarde an - unter anderem für den Ausbau der Aktivitäten in Forschung und Entwicklung. Die Zahl der Niederlassungen soll von 28 auf rund 60 steigen in allen chinesischen Provinzen steigen.

 

IC Mobile will seine Handyproduktion in Shanghai von 14 auf 20 Millionen Geräte erhöhen; durch die Kooperation mit dem innerhalb von fünf Jahren zur Marktgröße aufgestiegenen „Ningbo Bird" hofft man auf Zugang zu einem landesweiten Händlernetz. Der Anteil am Handymarkt soll so in drei Jahren auf zehn Prozent verdoppelt, gleichzeitig die Produktionskapazität noch in diesem Jahr von bisher 14 auf 20 Millionen ausgebaut werden. Dass all diese Pläne ehrgeizig sind, räumte auch Heinrich von Pierer ein: „Der Wettbewerb in China wird immer härter", so der Siemens-Chef, Grund dafür seien der gestiegene internationale Wettbewerbsdruck und die beeindruckende Aufholjagd chinesischer Unternehmen - wie eben „Ningbo Bird."

 

Das kann man auch deutlicher ausdrücken, wie einem Bericht des renommieten Oastasien-Institus der Fachhochschule Ludwigshafen (OAI)zu entnehmen ist: Im Juli 2000 ging Ningbo Bird in Shanghai an die Börse und begann direkte und indirekte Kooperationen mit ausländischen Partnern; die kanadische Zi Corporation, Texas Instruments, dann Nokia und LG Electronics, betätigten sich demnach in schneller Folge als „Know-how-Überträger."

Im August 2002, drei Jahre nach der Handy-Premiere und zwei nach dem Börsengang, trat Ningbo Bird schon als „Largest Player" unter den chinesischen Handy-Herstellern auf, die zu diesem Zeitpunkt schon zwölf Prozent der Jahresproduktion von 80 Millionen Stück stellten.

 

Parallel zu diesem kometenhaften Aufstieg kämpften ausländische Hersteller einschließlich Siemens mit wachsenden Problemem. ICM hatte als SSMC (Shanghai Siemens Mobile Communication) zeitweilig bis zu 14 Prozent des Marktes erobert, brach ab 2000 allerdings auf unter zehn und (Ende 2003) schließlich nur noch vier Prozent ein. Heute sieht es, so die Analyse des OAI, „für die einstigen Champions, die viele Milliarden Dollar und zahllose Research & Development-Aktivitäten gebracht haben (und weiter bringen), erst recht aber für Siemens, ziemlich düster auf dem gleichwohl immer noch hochgelobten gigantischen chinesischen Mobiltelefon-Markt aus." So sieht es wohl auch das chinesische Ministerium für Informationstechnologie: Zum Jahresabschluss 2003 verkündete es, der Marktanteil der chinesischen Handies sei von Null auf 55 Prozent gewachsen, der der ausländischen Hersteller logischerweise von 100 auf nunmehr nur noch 45 Prozent gesunken.

 

(hr)