Siemens Dialog
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25.04.2024, 03:04 Uhr

Europameister bei Überstunden

  • 09.09.2014
  • Allgemein

"Wem gehört die Zeit?" Unter dieser Fragestellung hat die IG Metall eine neue Diskussion um die Arbeitszeit angestoßen, die voraussichtlich unter anderem in der kommenden Metall- und Elektrotarifrunde eine Rolle spielen wird. Da passt eine Tatsache gut, auf die EU-Sozialkommissar Lázló Andor hinweist: In keinem EU-Land leisten die Beschäftigten mehr Überstunden als hierzulande.

Viele Überstunden ...

In der "<link http: www.welt.de wirtschaft article131993796 die-deutschen-leisten-die-meisten-ueberstunden.html _blank external-link-new-window>Welt" erklärte Andor mit Verweis auf entsprechende EU-Studien, in keinem Euro-Land sei der Unterschied zwischen tarifvertraglich vereinbarter und tatsächlicher Wochenarbeitszeit so hoch wie in Deutschland. Die vereinbarte Wochenarbeitszeit liegt demnach durchschnittlich bei bei 37,7, die wirklich geleistete hingegen bei 40,5 Stunden.

... mehrheitlich unbezahlt

Passend dazu berechnet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, im Jahr 2013, habe jede/r Erwerbstätige in Deutschland insgesamt 47,3 Überstunden geleistet. Der Trend setzt sich offenbar weiter fort - für das zweite Quartal 2014 <link http: www.iab.de de informationsservice presse presseinformationen az1402.aspx _blank external-link-new-window iab>meldet das Institut im Durchschnitt 5,0 bezahlte und 6,9 unbezahlte Überstunden pro Beschäftigtem.

Die Zahlen belegen erneut, wovor die Gewerkschaften schon seit Jahren warnen: Leistungs- und Konkurrenzdruck treiben viele ArbeitnehmerInnen, die sich nicht gegen ihren Arbeitgeber wehren können, hart an die Grenze der Belastbarkeit - oder darüber hinaus. Eine akute Folge davon ist der Zwang zur ständigen Erreichbarkeit, auf deren potenziell verheerende Folgen mittlerweile längst nicht mehr nur der DGB, sondern auch Krankenkassen und immer mehr Politiker hinweisen.

Blockade durch Arbeitgeber

Den Bremsklotz für die Bemühungen, die Zeitbombe psychischer Folgeerkrankungen durch Verbesserungen der Work-Life-Balance einzudämmen, bilden erwartungemäß die Arbeitgeberverbände. Die Erkenntnis, dass letztlich auch ihre Unternehmen durch steigenden krankheitsbedingte Ausfälle unter dieser Blockade leiden, scheint sich nur im Schneckentempo durchzusetzen. Forderungen nach gestzlichen Vorgaben und konstruktive Vorstöße für tragfähige Richtlinien beispielweise von Arbeitsministerin Andrea Nahles stoßen daher nach wie vor vor allem auf reflexartige Abwehr: Gesamtmetall, BDA und Co verweigern eine wirklich zielführende Diskussion mit lautem Lamento über "Zwangsverordnungen" und "Gefahren für die internationale Wettbewerbsfähigkeit".