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19.05.2024, 16:05 Uhr

Fujitsu: Streik in Großbritannien

  • 15.01.2010
  • Konzern

Die Belegschaft von Fujitsu in Großbritannien setzt sich seit vergangenem Dezember mit Streikaktionen gegen massive Sparpläne zur Wehr. Von deutschen Fujitsu-Standorten kommt Solidarität, denn trotz schwarzer Zahlen und gültiger Entgeltregelungen sollen die Gehälter eingefroren, über 1.000 Stellen abgebaut und der betriebliche Pensionsplan geschlossen werden.

Sparmaßnahmen im Windschatten der Krise

Die britische Gewerkschaft <link http: www.unitetheunion.com sectors it__communications unite_in_your_company unite_at_fujitsu.aspx _blank external-link-new-window>undefinedUnite ist als Zusammenschluss der früheren Organisationen T&G und Amicus bei Fujitsu aktiv. Sie verurteilt das Vorhaben als Versuch, im Windschatten der Wirtschaftskrise auf dem Rücken der insgesamt rund 11.500 Beschäftigten im Land massive Kosteneinsparungen durchzudrücken. Allein eine Schließung des Pensionsplans würde sich nach den Berechnungen von Unite faktisch als Entgeltkürzung von 20 Prozent für die rund 4.000 Betroffenen auswirken. Hinzu kommt möglicherweise diskriminierendes Verhalten bei der Auswahl der entfallenden Stellen, so Unite-Sekretär Peter Skyte: "Es sieht aus, als sei eine unverhältnismäßige Anzahl von Frauen, Teilzeitbeschäftigten und Angehörigen ethnischer Minderheiten betroffen."

Mit schlechtem Beispiel voran

In der Tat ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit für derart harte Einschnitte kaum zu erkennen. Allein Fujitsu Services verdoppelte im abgelaufenen Jahr seinen Gewinn auf etwa 177 Millionen Pfund (gut 200 Millionen Euro). Unite betont vor diesem Hintergrund, was auch deutsche Gewerkschaften im Zusammenhang mit den Folgen der Wirtschaftskrise kritisieren: "Arbeitnehmer haben die aktuelle Rezession nicht verursacht, sollen aber den Preis dafür bezahlen. Wenn profitable Unternehmen wie Fujitsu damit durchkommen, Stellen, Entgelte und Arbeitsbedingungen abzubauen, werden andere Arbeitgeber ermutigt, diesem Beispiel zu folgen."

Signalwirkung für andere Unternehmen

Auf dieser Grundlage entstand der Entschluss, sich kosenquent zur Wehr zu setzen: "Wenn unsere Kampagne Erfolg hat, werden andere Arbeitgeber es sich zweimal überlegen, sich mit ihren Belegschaften anzulegen." Hinzu kommt eine politische Signalwirkung des Widerstands: "Während unsere Steuern für einen 'fiskalischen Stimulus' ausgegeben werden, sind gierige Firmen wie Fujitsu damit beschäftigt, die Kaufkraft ihrer Beschäftigten zu beschneiden."

Erster landesweiter IT-Streik

75 Prozent der organisierten Beschäftigten hatten bei der Urabstimmung für Streikmaßnahmen gestimmt, nach Arbeitsniederlegungen einzelner Standorte kam es schließlich am 18. Dezember bei Fujitsu zum ersten landesweiten Streik in der IT-Branche in der Geschichte Großbritanniens. Da beim Management trotz laufender Gespräche und großer öffentlicher Aufmerksamkeit keine Bewegung erkennbar ist, werden die Aktionen seit dem 7. Januar fortgesetzt.