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08.05.2024, 22:05 Uhr

Ganswindt: Beschwichtigungsversuch nach Verkaufsgerüchten

  • 20.02.2006
  • Konzern

Siemens-Zentralvorstand und COM-Chef Thomas Ganswindt hat sich gegen Medienspekulationen verwahrt, nach denen Siemens Communications vor der Aufteilung und einem kompletten oder teilweisen Verkauf steht. Eine klare Aussage jedoch lässt nach wie vor auf sich warten.

Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" zitiert aus einem Brief Ganswindts an die Beschäftigten, man lasse sich nicht nervös machen und verzeichne "unverkennbare Fortschritte" auf mehreren Feldern: im Bereich der Mobilfunknetze werde Siemens COM weltweit "bald zur Nummer zwei aufrücken", auch in der Festnetzsparte sei man "Trendsetter".

Mit dem Schreiben des Bereichsvorstands entkräftet sich ein Bericht des Manager-Magazins (siehe Schlussverkauf bei Com?), der seit Wochenmitte für viel Aufsehen gesorgt hatte. Siemens plane demnach den Verkauf zumindest von den Teilen der Sparte, die derzeit wenig oder keine Gewinne einbringen, und führe dazu konkrete Verhandlungen mit möglichen Interessenten.

Gemeinsame Ernte?

Seinen Mitarbeiter stellte Ganswindt dagegen laut FASZ in Aussicht, man werde den Weg zum Erfolg fortsetzen und "gemeinsam die Früchte dieser Arbeit ernten" - hoffentlich stimmt's. Eine eindeutige Aussage nämlich vermissen die COM-Beschäftigten trotz der Beschwichtigung nach wie vor. Das demonstriert eine Mail Ganswindts vom Freitag, in der das Management offene Fragen der Belegschaft "gerne beantworten möchte", von denen die dringendste offenbar lautet, warum es "kein klares Nein zur Frage, ob Com zerschlagen und verkauft wird" gibt.

"Gedanken über die verschiedensten Szenarien"

Die Antwort bleibt gewohnt vage und enthält viel unverbindliches: "Seit dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 ist das Thema der Marktkonsolidierung auf dem Tisch. [...] 2005 war das Jahr der Übernahmen in der ICT-Branche, was Volumen betrifft. Auch wir machen uns immer wieder Gedanken über die verschiedensten Szenarien, um unsere Ziele im Markt durchzusetzen. [...] Einmal werden wir angesprochen, einmal sind wir selbst aktiv. [...]"

Da ist es nur ein kleiner Trost, dass der Bereichsvorstand versichert, er habe "ein klares Konzept zur Gestaltung unserer Zukunft aus eigener Kraft heraus." Wie das allerdings wiederum aussieht, die zweite drängende Frage der Beschäftigten, beantwortet Ganswindt mit einigen Sätzen, deren Aussagekraft kaum über die Allgemeinplätze eines Motivationsseminars hinausgeht: "Die Profitabilitätsziele sind unser eigener Anspruch! Denn nur als profitables Unternehmen können wir die notwendigen Investitionen tätigen und langfristig ein zuverlässiger Partner unserer Kunden sein. Deshalb müssen wir alles tun, um unserem eigenen Anspruch gerecht zu werden. Und hier sind wir auf dem besten Weg. Entscheidend ist doch, dass wir eigenverantwortlich die Zukunft gestalten - der Erfolg und der Profit sind dann 'nur noch' das Resultat."

Tagesgeschäft Unsicherheit

Es steht also zu befürchten, dass die Unsicherheit trotz der Beschwichtigungsversuche bestehen bleibt. Ganswindt nämlich weist vorsorglich darauf hin, die Diskussion gehöre praktisch zum "Tagesgeschäft, selbst wenn es uns allen schwer fällt dies zu akzeptieren."

Schwer fällt es in der Tat. Eine Betriebsrätin drückt zum "Motivationsschub" aus der Chefetage aus, was wohl manche Beschäftigte denken: "Dazu fällt mir nichts mehr ein."