Arbeitnehmer- und Firmenseite haben sich nach langen und schwierigen Verhandlungen am 19. September auf einen Interessenausgleich für die Abbaupläne bei PG und PD verständigt. Den Rahmen dafür bilden die im vergangenen Mai vereinbarten Eckpunkte.
Wie von IG Metall und Gesamtbetriebsrat stets gefordert, wird es weder Standortschließungen, noch betriebsbedingte Kündigungen geben -"Radolfzell" hält also weiter. Außerdem konnten die Abbauzahlen spübar gesenkt werden, wenngleich schmerzhafte Einschnitte trotzdem nicht komplett zu verhindern waren. Über die Details der einzelnen Standorte informieren Betriebsräte, Firmenseite und IG Metall in den kommenden Tagen in den Betrieben.
Entscheidend ist aber: Betriebsräte, Belegschaften und IG Metall haben über eine monatelange intensive Auseinandersetzung hinweg ein standortübergreifendes Restrukturierungskonzept maßgeblich verändert und ihm tragfähige Alternativen in einem Gesamtpaket entgegengesetzt. Ein zentraler Faktor war dabei der enge Schulterschluss aller auf der Arbeitnehmerseite Beteiligten über die Standortgrenzen hinweg. Diese Solidarität ermöglichte letztlich eine für alle akzeptable Gesamtlösung.
Aus Sicht von IG Metall und Gesamtbetriebsrat ist nun eine gemeinsame Anstrengung erforderlich, um dem Kraftwerksbereich wieder eine Perspektive für die Zukunft zu geben. Die Neugestaltung der Energieversorgung und dezentrale Ansätze mit neuen Speichersystemen müssen zu neuen Produkten und neuer Beschäftigung führen. Hierbei hilft der bereits mit Siemens vereinbarte Zukunftsfonds zur proaktiven Bewältigung des Strukturwandels. Parallel sind jedoch auch die Politik auf Landes- und Bundesebene sowie die Wissenschaft gefordert.
Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall und Mitglied des Siemens-Aufsichtsrates, kommentiert: "Wir haben erreicht, dass die vor rund einem Jahr verkündeten Restrukturierungspläne entscheidend verändert wurden. Die damals geplanten Standortschließungen sind vom Tisch, unsere Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung hat sich ein weiteres Mal bewährt. Auch betriebsbedingte Kündigungen wird es weder jetzt noch in Zukunft geben, wenngleich wir einen Stellenabbau nicht vollständig verhindern konnten und die Einschnitte schmerzhaft sind."
Birgit Steinborn, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats und stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates, fordert darüber hinaus tragfähige Perspektiven: "Ein Masterplan im Energiebereich ist dringend erforderlich, um zukunftssichere Alternativen für die Mitarbeiter zu schaffen. Hier ist der Vorstand gefordert, gemeinsam mit Wissenschaft, Unternehmen, Politik Gewerkschaft und Betriebsräten die Kräfte bündeln."