Siemens Dialog
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25.04.2024, 12:04 Uhr

Interessenausgleich für Reutlingen - Tübingen

  • 28.07.2010
  • Operativ

Ende April berichteten wir über Abbaupläne bei Siemens Geared Motors in Reutlingen und Tübingen. Ein Interessenausgleich federt nun die schlimmsten Konsequenzen ab: Den ursprünglich geplante Abbau von 206 Stellen konnten Betriebsrat und IG Metall auf 141 reduzieren, Reutlingen wird jedoch geschlossen. Im Gegenzug erhält der Tübinger Schwesterbetrieb Bestandsgarantien und Investitionen.

Reutlingen schließt, Tübingen wird gesichert

Vergangene Woche gaben Siemens und die <link http: www.reutlingen.igm.de news _blank external-link-new-window>Reutlinger IG Metall bekannt, dass nach intensiven Verhandlungen ein entsprechender Interessenausgleich für den ehemaligen Flender-Betrieb geschlossen wurde. Die bittere Pille: Die Reutlinger Fertigung, erst vor wenigen Jahren aufgebaut, wird Ende September geschlossen. Positiv ist hingegen, dass die Zahl der entfallenen Stellen um 65 reduziert wurde; gleichzeitig wurden für die kommenden drei Jahre eine Mindestbeschäftigung von 455 ArbeitnehmerInnen in Tübingen, Investitionsvolumen im höheren zweistelligen Millionenbereich und der Erhalt der 38 Ausbildungsplätze vereinbart. Bislang waren an beiden Standorten zusammen insgesamt über 600 Menschen beschäftigt.

Der Abbau soll mit den üblichen "weichen" Maßnahmen - also beispielsweise Altersteilzeit, Aufhebungsverträgen und Versetzungen - sowie mit dem Angebot zum Eintritt in eine für zwei Jahre bestehende Transfergesellschaft umgesetzt werden. Dort erhalten die Beschäftigten 85 Prozent ihrer bisherigen Einkommen und umfangreiche Qualifizierungsmöglichkeiten, um ihre Chancen auf eine neue Stelle bei Siemens oder auf dem freien Arbeitsmarkt zu verbessern. Beim Ausscheiden aus der Transfergesellschaft kommt eine Sozialplanabfindung hinzu, bei vorzeitigem Verlassen eine zusätzliche Prämie.

Hoffnung durch Investitionszusagen

Nehmen betroffene Beschäftigte das Angebot nicht an, könnte Siemens frühestens im September 2010 betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Reutlingen-Tübingen, Gert Bauer, dazu: "Wir haben die Hoffnung, dass wir bei Siemens über die Laufzeit der Vereinbarungen ohne Kündigungen auskommen werden. Beschäftigte, die in die Transfergesellschaft übertreten müssen vorrangig wieder bei Siemens eingestellt werden, wenn Einstellungen erforderlich werden. Die Investitionszusagen von Siemens bekräftigen diese Hoffnungen zusätzlich."

Gemischte Gefühle

Der Betriebsratsvorsitzende Ismayil Arslan zieht ein gemischtes Fazit: "Es tut weh, wenn ich sehe, dass ein Werk geschlossen wird und unsere Kollegen ihren angestammten Arbeitsplatz verlieren werden. Das zu verhindern, konnte uns leider nicht gelingen, auch wenn wir die Personenzahl deutlich gesenkt haben. Dennoch besteht die berechtigte Hoffnung, dass wir mit der Standortsicherung und den Investitionen Wachstum und Beschäftigung - auch der heute Betroffenen - am Standort erreichen können."