Fachkräftemangel, verstärkte Zuwanderung, rückläufige Ausbildungszahlen, steigende Leiharbeit und unsichere Beschäftigung - zum Jahresende bleiben viele Aspekte in der Diskussion um Arbeit und Beschäftigung ungelöst. Die "VDI-Nachrichten" sprachen über einige davon mit dem ersten IG Metall-Vorsitzenden Berthold Huber.
"Fachkräfte wachsen nicht auf Bäumen"
- so fassten die "<link http: www.vdi-nachrichten.com vdi-nachrichten aktuelle_ausgabe _blank external-link-new-window vdi>VDI Nachrichten" vergangene Woche Hubers Antworten zum Thema Fachkräftemangel zusammen. Statistisch gesehen sind Fachkräfte demnach derzeit eigentlich noch nicht knapp, aber: "Wenn nicht gegengesteuert wird, steht die deutsche Wirtschaft in Kürze vor einem Fachkräftemangel, der über den aktuellen Mangel in einzelnen Berufen, Qualifikationen und Regionen hinausgeht. [...] Nicht nur Ingenieure, sondern auch Facharbeiter, Meister, Techniker."
Bevor man deswegen allein auf Zuwanderung setzt, müssen nach Hubers Auffassung im eigenen Land vorhandene Potenziale besser genutzt werden werden, als dies bislang der Fall ist. Dazu braucht es vor allem Anstrengungen im Bildungsbereich, von der schulischen Vorbereitung auf die Ausbildung bis hin zu Aufstiegsqualifizierungen in den Unternehmen.
Einbahnstraße Leiharbeit
Einen Widerspruch macht die IG Metall in der Tatsache aus, dass parallel zur Klage über den Fachkräftemangel bekanntlich die Leiharbeit unvermindert rasant ansteigt. Huber bringt es auf den Punkt: "Wer mehr befristet oder über Leiharbeit einstellt, begibt sich in eine Einbahnstraße: Leiharbeitsfirmen bilden nicht aus und bei den Entleihfirmen wird Ausbildung zurückgefahren. Man schiebt das Problem auf andere ab."
Unsicherheit erfasst Hochqualifizierte
Das Problem der prekären Beschäftigung macht dabei mittlerweile vor sogenannten "High Potentials" nicht mehr halt. Werksverträge, Einzelselbständigkeit und Leiharbeit sind Beschäftigungsformen, die zunehmend auch Ingenieure mit den bekannten Folgen erfassen: "Mir haben junge Ingenieure gesagt, dass sie Probleme hätten, eine Wohnung zu bekommen, weil sie Vermietern keine dauerhafte Stelle vorweisen können." Dass auf der anderen Seite viele vor allem jüngere Ingenieure durchaus gerne Werksverträge schließen, um möglichst viel Erfahrung in mehreren Unternehmen zu sammeln, ändert daran nichts: "Wenn diese Menschen über 30 sind oder eine Familie gründen wollen, dann brauchen sie Sicherheit. Wir wollen nicht in eine Kuschelecke, wie Neoliberale das unterstellen, aber wir wollen faire Verhältnisse. Dazu gehört, dass die Beschäftigten auch Sicherheit haben in Zeiten, die nicht so gut laufen."
Kriseninstrumente nicht aufgeben
Abschließen gehen die "VDI-Nachrichten" auf die Wirtschaftskrise ein. Die Krisenbewältigung der Bundesregierung bewertet Huber als ordentlich, wenngleich sie "manches hätte besser machen können". Widerspruch äußert er zu der schwarz-gelben Meinung, das in der Krise entscheidende Instrument der Kurzarbeit sei mit dem Aufschwung überflüssig: "Die Wirtschaft wird künftig viel stärker Schwankungen unterworfen sein. Da darf man die Instrumente, die in der Krise gewirkt haben, nicht aufgeben."
Das vollständige Interview unter anderem mit Fragen und Antworten zur Verteilung der Krisenlasten und dem Sparkurs der Regierung, Alternativen zur Rente mit 67 den beschäftigungspolitischen Folgen der Elektromobilität finden Sie im Internetauftritt der "<link http: www.vdi-nachrichten.com vdi-nachrichten aktuelle_ausgabe _blank external-link-new-window vdi>VDI Nachrichten".