Siemens Dialog
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19.05.2024, 07:05 Uhr

Wind Power Bremen: Zeichen auf Alarm

  • 17.09.2008
  • Operativ

Unerfreuliche Wendung bei Siemens Wind Power in Bremen: Während sich in den Verhandlungen um eine Tarifbindung des vor drei Jahren übernommenen Unternehmens zuletzt allmählich Fortschritte abzeichneten, hegt Siemens jetzt völlig überraschend Verlagerungspläne für zwei wichtige Bereiche. Betriebsrat und IG Metall befürchten Gefahren für den ganzen Standort.

Unter der Überschrift "Bei Siemens Wind Power Bremen stehen die Zeichen auf Alarm" informierte der Betriebsrat am Dienstag die Öffentlichkeit über die unerwartete Entwicklung. Die Geschäftsleitung hatte ihm eine Woche zuvor mitgeteilt, dass die Bereiche Vertrieb und Projekt nach Hamburg verlegt werden sollen und in Bremen nur noch der Service bleiben soll.

Langfristige Gefährdung des Standorts

Wie die Betriebsratsvorsitzende Christa Scheidweiler und der Betriebsbetreuer der IG Metall Peter Stutz für die Arbeitnehmerseite erklärten, betreffen diese Pläne nicht nur über 30 Kolleginnen und Kollegen direkt, sondern letztlich die gesamte Belegschaft von 270 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Die einleuchtende Begründung: "Vertrieb und Projektabteilung sind das Herzstück unseres Unternehmens. Langfristig entstehen große Gefahren, wenn das Bremer Unternehmen auf ein reines Serviceunternehmen beschränkt wird."

Boom-Markt Windenergie

Noch unverständlicher wird das Vorhaben der Geschäftsleitung vor dem Hintergrund der Zusage Siemens', die Siemens Wind Power GmbH in Bremen zu einem wichtigen überregionalen Windkraftstandort auszubauen. Das Geschäft mit Windkraftanlagen gilt allgemein unumstritten als Zukunftsmarkt mit enormen Chancen.

René Umlauft, DEO der Division Renewable Energy, hatte im Frühjahr erklärt, Windenergie habe im Vorjahr mit rund 25 Milliarden Euro etwa die Hälfte des Markts für erneuerbare Energien ausgemacht  und werde sich bis 2020 voraussichtlich verdoppeln. Der Optimimus scheint begründet: Anfang September schloss Siemens ein Rahmenabkommen mit E.ON über die Lieferung von Windrädern im Volumen von deutlich über einer Milliarde Euro. Schon im dritten Geschäftsquartal 2008 gingen Aufträge über 2,1 Milliarden Euro ein, dreimal soviele wie im Vorjahr; die operative Marge lag bei 11,4 Prozent.

Überraschend und ohne plausible Gründe

Der Betriebsrat, die Belegschaft und die IG Metall sind von der neuesten Entwicklung entsprechend überrascht und betonen ihre entschiedene Ablehnung. Plausible Gründe für eine Verlagerung sind auch intern nicht auszumachen, zumal Siemens in Hamburg bislang keine Wind Power-Aktivität verfolgt.

Der Betriebsrat und die IG Metall werden nun mit der Geschäftsleitung in Gespräche eintreten, um über mögliche Alternativen zu verhandeln und den Standort Bremen als vollwertigen Windkraftstandort mit allen dazugehörigen Bereichen zu sichern. Am Freitag (19. September) findet eine außerordentliche Betriebsversammlung statt, bei der die Belegschaft über den Stand der Dinge unterrichtet wird.