Vergangenes Frühjahr beschloss der Bundestag nach jahrelangem Hin und Her ein Gesetz, dass die Gleichberechtigung per Quote auch in die Chefetagen tragen soll. Wenngleich die meisten Arbeitgeberverbände sich bis zuletzt dagegen stemmten, räumen sie in diesem Zusammenhang mehrheitlich eines ein: Die durch Mitbestimmung hervorgerufene Vielfalt in Aufsichtsräten ist gut für deren Arbeit.
"Freiwillig" mit wenig Wirkung
Nicht einmal 19 Prozent betrug der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 160 wichtigsten deutschen Unternehmen im Mai 2015. "Alle freiwilligen Selbstverpflichtungen der Unternehmen haben nicht die gewünschte Wirkung erzielt", <link http: www.bmfsfj.de redaktionbmfsfj abteilung4 pdf-anlagen _blank>fasste die Bundesregierung damals zusammen, und stellte ernüchtert fest, dass auch entsprechende Empfehlungen im Deutschen Corporate Governance Kodex weitgehend wirkungslos verpuffen. Dass obendrein in etlichen Unternehmen jahrelang vor allem die Arbeitnehmerbank zumindest reine Männergesellschaften verhindert hat, wurde in diesem Zusammenhang meist nicht erwähnt.
Eine von der Hans Böckler-Stiftung geförderte Studie belegt die positiven Auswirkungen der besonders durch die Arbeitnehmerseite hervorgerufene Vielfalt in den Aufsichtsräten. Wirtschaftswissenschaftler der Universität Tübingen stellten in deren Rahmen fest, dass Arbeitnehmervertreter nicht nur für ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis sorgen, sondern die Wissensbasis insgesamt verbreitern - beides wirkt sich positiv auf die Aufsichtsratsarbeit aus.
Vielfalt erhöht Leistung
Die Befragung von Aufsichtsratsmitgliedern bestätigte die grundsätzliche These, dass Vielfalt die Leistungsfähigkeit von Gruppen durch mehr Perspektiven und sich ergänzende Kenntnisse und Fähigkeiten erhöht. Die theoretische Kehrseite der Medaille: Vielfalt kann gleichzeitig das Risiko von Konflikten und Verständigungsproblemen erhöhen.
Die Befragten nehmen bei ihrer Tätigkeit allerdings der Studie zufolge vor allem die positiven Aspekte wahr. Unterschiedliche Wissensbeständen und Kompetenzen werden demnach überwiegend als produktiv und zielführend erlebt. Vertreter der Anteilseigner schätzen an der Arbeitnehmerbank ihr spezifisches Wissen über interne Prozesse und schätzen sie als gut informiert hinsichtlich vergleichbarer Unternehmen und des Branchenumfelds ein.
Den Beitrag der Mitbestimmung zu einem höheren Anteil weiblicher Aufsichtsräte bewerten alle Befragten positiv, wenngleich sich Kapitalvertreter dennoch unverändert gegen feste Quoten wehren. Insgesamt, so das Fazit der Wissenschaftler, erfüllen die Arbeitnehmervertreter eine wichtige Funktion, die allseits anerkannt ist: "Sie repräsentieren unterschiedliche Wissensträgertypen und vergrößern damit die fachliche Diversität."