Siemens Dialog
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19.05.2024, 23:05 Uhr

Opel: "Euer Streik ist unser Streik"

  • 21.10.2004
  • Allgemein

(Bochum) Am gestrigen Mittwoch beschäftigte sich auch der Bundestag in einer "Aktuellen Stunde" mit den Plänen von General Motors, in Europa 12.000 Stellen abzubauen. 4000 Stellen sollen allein bei Opel in Bochum gestrichen werden.

(Bochum) Am gestrigen Mittwoch beschäftigte sich auch der Bundestag in einer "Aktuellen Stunde" mit den Plänen von General Motors, in Europa 12.000 Stellen abzubauen. 4000 Stellen sollen allein bei Opel in Bochum gestrichen werden. Die Belegschaft reagierte: Mit Streik und Protesten gegen betriebsbedingte Kündigungen und einem Aktionstag, zu dem auch zahlreiche KollegInnen anderer Automobilhersteller kamen, um ihre Solidarität zu bekunden. Gestern hatten die Beschäftigten in Bochum abgestimmt und beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Der IG Metall-Chef Jürgen Peters begrüßte diese Entscheidung. «Das ist ein richtiges Signal der Belegschaft, das jetzt die Möglichkeiten für Verhandlungen eröffnet, die schwierig genug werden.» Auf der anderen Seite hätten die Beschäftigten gezeigt, «dass sie nicht mit sich wie ein Karnickel umspringen lassen». Der IG Metall-Vorstand teilte auch mit, es gebe "ermutigende Signale". General Motors sei "offenbar bereit, von der K.O.-Strategie abzulassen". Die Bochumer Opelaner forderten vor allem einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.

 

 Inzwischen erklärten zahlreiche Siemens-Beschäftigte ihre Solidarität mit den KollegInnen in Bochum. In der Solidaritätserklärung von Power Transmission and Distribution, Nürnberg an die Kolleginnen und Kollegen der Opel-Werke in Bochum, heißt es: „Euer Streik ist unser Streik“ - denn auch in vielen Siemens-Betrieben ist die Situation ähnlich. Ein Auszug aus dem Solidaritätsschreiben:

"Durch Euren aktiven Widerstand habt ihr gezeigt, dass ihr nicht bereit seid, Stellenabbau im geplanten Umfang bzw. Betriebsschießungen hinzunehmen. Und das ist gut so! Wir sind davon überzeugt, dass euer Streik der richtige Weg ist und für andere Arbeitnehmer in der Republik ein Zeichen setzt, sich gegen unternehmerische Willkür durch Arbeitsniederlegung zur Wehr zu setzen."

 

Siemens-MitarbeiterInnen betonen, dass sie ähnliche Situationen, wie sie die KollegInnen in Bochum erleben, auch für ihren Standort befürchten. Auf breiter Ebene unterstützen die Siemensianer das Engagement der Opel-Mitarbeiter für ihre Arbeitsplätze. Ein kleiner Meinungsquerschnitt aus verschiedenen Siemens-Betrieben:

 

 

Nicht für Managementfehler büßen

 

"Aus unserer Sicht ist der Kampf der KollegInnen und des Betriebsrats wichtig. Es kann nicht sein, dass Managementfehler auf dem Rücken der Kollegen ausgetragen werden. Wir sind hier in Nürnberg aktuell in der gleichen Situation, auch hier wird von Personalabbau gesprochen und die Wut ist nachvollziehbar. Doch wenn man über Jahrzehnte hinweg nicht in den Standort investiert, braucht man sich auch nicht wundern, wenn der Profit nicht mehr stimmt. Man kann nicht einen uralten Käfer mit einem neuem Porsche vergleichen."

 

(Lothar Schneider, PTD T Nürnberg)

 

 

Den Arbeitnehmern Errungenschaften wegnehmen

 

"Ich persönlich fand es gut, dass sie in Bochum die Arbeit niedergelegt haben. Sie haben schnell reagiert und damit klar gemacht: Wir lassen uns das nicht gefallen. Es ist auch richtig, dass jetzt wieder gearbeitet wird und der Weg so für Verhandlungen geebnet ist. Was mir Sorgen macht: Siemens war schon, Karstadt, Quelle, jetzt Opel. Mich beschleicht das Gefühl, dass man versucht, uns das, was wir uns über Jahrzehnte erkämpft haben, systematisch - und scheinbar untermauert durch die miesen Wirtschaftszahlen - wieder wegzunehmen.

 

(Annke Gräbner, Med Kemnath)

 

 

So einfach geht es nicht

 

"Hut ab vor den Aktionen in Bochum. Vom Prinzip sind die KollegInnen zwar genauso weit wie vorher, aber sie haben Zähne gezeigt und dem Management bewiesen, dass es so einfach nicht geht."

 

(Hans Brunsfeld, COM Bocholt)

 

 

Sich nicht erpressen lassen

 

"Ich finde es super, dass sich die Arbeitnehmer zusammengeschlossen haben und tatsächlich was bewegt haben. Das hat gezeigt, dass man sich nicht erpressen lassen muss ... Mein Glückwunsch!"

 

(Alfred Heilscher , VDO Würzburg)

 

 

Wut und Resignation

 

"Die Stimmung ist irgendwo zwischen Wut und Resignation. Auf alle Fälle muss man etwas unternehmen. Schließlich hat jeder das ungute Gefühl: Wann kommt das Problem auf uns zu?"

 

(Dr. Hans Busbach, PG Mülheim)

 

 

Thema geht alle an, egal wo und in welchem Betrieb

 

"Wir haben eine Solidaritätserklärung an die Opel-Beschäftigten geschickt. Auch bei uns ist im Moment von Verlagerung die Rede, aber wir werden für unsere Arbeitsplätze kämpfen. Das Thema geht alle Arbeitnehmer an, egal wo und in welchem Betrieb."

 

(Ayten Reiter, VDO Würzburg)

 

 

Umfrage: Renate Heilmeier