Siemens Dialog
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26.04.2024, 20:04 Uhr

Risiken verlagern, Gewinne behalten

  • 07.10.2014
  • Allgemein

Am 7. Oktober 2014 wird zum siebten Mal der Welttag für menschenwürdige Arbeit begangen, zu dem Gewerkschaften auf der ganzen Welt gegen prekäre und ungerechte Beschäftigung eintreten. In den Industriestaaten liegt einer der Schwerpunkte auf neuen Formen prekärer Arbeit im Zuge der Digitalisierung.

Prekär in der Cloud

Die Problematik von prekären Beschäftigungsverhältnissen durch Leiharbeit, Werkverträge, Mini-Jobs und Befristungen sind mittlerweile, nicht zuletzt durch die Anstrengungen der IG Metall, in der politischen und medialen Diskussion angekommen. Während im Kampf gegen sie durch tarifliche oder gesetzliche Regelungen zumindest punktuell Erfolge zu verzeichnen sind, breiten sich bereits neue Formen aus: Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt ermöglicht die Prekarisierung von Arbeit durch zersplitterte, dynamisch verteilte Prozesse - Stichwort "Crowdworking". "500.000 Workers on Demand" etwa preist die Online-Plattform "<link http: www.clickworker.com de _blank external-link-new-window>Clickworker" als "virtuelle Belegschaft" an - eine Belegschaft mit hoher Verfügbarkeit, aber ohne abgesicherte Rechte, tarifliche Grundlage oder gar Interessenvertretung.

Digitale Zukunft mit realen Gefahren

Vor diesem Hintergrund fordert die IG Metall am 7. Oktober Politiker und Arbeitgeber auf, klare Rahmenbedingungen für neue Wirtschaftsformen zu schaffen: "Die Zukunft der Arbeit ist digital, die Gefahren für Beschäftigte sind heute schon real: unsichere Einkommensverhältnisse, kaum einklagbare Rechte, keine soziale Absicherung", mahnte Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Dienstag in Frankfurt. Das Ergebnis ist aus anderen, im Vergleich schon fast "traditionellen", Formen prekärer Beschäftigung bekannt: "Alle unternehmerischen Risiken werden auf die Beschäftigten verlagert, alle Gewinne bleiben bei den Unternehmen."

Anteil prekärer Beschäftigung ein Skandal

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes arbeiten nach verschiedenen Untersuchungen nach wie vor über 40 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland in sogenannten atypischen Verhältnissen mit überwiegend entsprechend niedrigem Entgelt. Wetzel nahm angesichts dieser Zahl kein Blatt vor den Mund: "Angesichts der Rekordgewinne, die Unternehmen einfahren, ist dieser große Anteil an prekärer Beschäftigung ein Skandal." Die angekündigten Gesetzesvorhaben der großen Koalition zur Eindämmung des Missbrauchs von Leiharbeit und Werkverträgen werden daher unverändert intensiv beobachtet und begleitet, mit einem klaren Ziel: "Jeder Beschäftigte muss gut von seiner Arbeit leben können, sozial abgesichert sein und seine Rechte als Arbeitnehmer wahrnehmen können. "