Siemens Dialog
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05.05.2024, 08:05 Uhr

Siemens Kulturschock: Ausführen statt Mitdenken

  • 19.11.2009
  • Allgemein

Ein Gastbeitrag von Betriebsräten der Liste "mitEINANDER" im Stammhaus Erlangen zum Trend, Entscheidungen nur noch 'durchzureichen', anstatt sich an ihnen zu beteiligen.

Quo vadis, Siemens AG?<br>(zum Vergrößern bitte anklicken)

Die von Herrn Löscher verordnete Delegation der Macht an Einzelpersonen hat offensichtlich dazu geführt, dass Entscheidungen immer häufiger nur noch von oben nach unten durchgereicht und immer weniger gemeinsam mit anderen erarbeitet werden. Dabei ist nicht nur die Aussage seiner Vorgängers „nobody is perfect, but a team can be“ in Vergessenheit geraten.

Dieses Vorgehen degradiert andere zu Durchreichern von Entscheidungen, an deren Entstehen sie nicht beteiligt waren oder reinen Ausführungsorganen, von denen Mitdenken nicht erwartet oder gar als Sand im Getriebe bewertet wird.  Das führt zu Verhaltensweisen nach dem Motto „wir machen auch unsinnige Sachen, wenn sie denn von oben verlangt werden“. Schließlich sind andere dafür verantwortlich; auch wenn wir die Folgen ggf. mit dem Verlust unseres Arbeitsplatzes bezahlen müssen.

Dieses Vorgehen widerspricht der in Deutschland üblichen Kultur und Arbeitsauffassung der Beschäftigten, der komplexen Struktur einer Gesellschaft, die in Netzwerken erfolgreicher erfasst ist als in Hierarchien und der Komplexität, der Vielfalt und insbesondere der Kultur und Tradition der Siemens AG.

Vor allem aber ist es für die Zukunft nicht erfolgreich.

Damit SIE gehört werden

Erfolge entstehen häufiger in Netzen, weniger in Hierarchien. Das gilt in Unternehmen genauso wie in allen anderen Lebensbereichen.

Wir, als Mitarbeiter, sollten mehr darauf achten, wie gut wir vernetzt sind, als darauf, wie beliebt wir bei unserem Vorgesetzten sind. Auch der wird am Ende des Tages den Erfolg mehr lieben als seine Ja-Sager.

Betriebsräte sollten noch mehr dafür sorgen, dass Mitarbeiter, Experten und einfache Führungskräfte wieder gehört werden. Firmenleitung und Aufsichtsrat sind aufgefordert, umzusteuern.

(Rainer Dankers, Doris Kindermann)