Siemens Dialog
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18.05.2024, 11:05 Uhr

Signal mit Licht und Schatten

  • 09.11.2007
  • Allgemein

Angela Merkel verteidigte auf dem Leipziger Gewerkschaftstag am Donnerstag den Reformkurs der Regierung als zwingend notwendig. Berthold Huber bewertete ihren Besuch als "Signal", wenngleich es in ihrer Rede "Licht und Schatten" gegeben habe. Die Kanzlerin trat unter anderem für internationale Arbeitsstandards und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ein - und für starke Gewerkschaften.

"Kanzlerin erobert die Herzen der IG Metall" titelte eine große Tageszeitung ihren Bericht über den Besuch Merkels. Das scheint reichlich übertrieben - was sie den Delegierten jedoch abgewann, war ein gewisser Respekt.

Das beginnt schon damit, dass sie sich, im Gegensatz etwa zu Helmut Kohl, selbst zur IG Metall traute, anstatt einen Minister vorzuschicken. Der Empfang war denn auch eher kühl; die Stimmung erwärmte sich, als die Kanzlerin sich in ihrer Rede für internationale soziale Mindeststandards und eine schärfere Kontrolle internationaler Finanzinvestoren stark machte.

Auch der Ankündigung, weiter mit allem Einsatz gegen die Arbeitslosigkeit vorzugehen - "3,5 Millionen Arbeitslose sind 3,5 Millionen zu viel, damit dürfen wir uns nicht abfinden" - stieß auf Zustimmung, wenngleich man sich über die Wahl der Mittel weniger einig sein dürfte. Applaus gab's natürlich auch für die Erklärung, ohne starke Gewerkschaften "geht etwas kaputt in diesem Land."

Keine Gemeinsamkeiten hingegen herrschten bei der Meinung zur Rente mit 67, auch nicht bei der Kürzung des Arbeitslosengeldes für Jüngere, um die Verlängerung für Ältere zu finanzieren. Vereinzelte Pfiffe folgten dem Slogan "sozial ist, was Arbeit schafft", offene Ablehnung schließlich der Äußerung, Zeitarbeit sei ein "Job-Motor", da gebe es keinen Bedarf für gesetzliche Steuerung. Die Kanzlerin reagierte gelassen, soviel Widerstand kann sie wohl ohne weiteres einstecken: "Ach, ein bisschen Emotion kann ich schon aushalten. Da habe ich schon schlimmere Gewerkschaften erlebt."

Berthold Huber erklärte zum Besuch der Kanzlerin, er sei "ein Signal", wenngleich es in ihrer Rede "Licht und Schatten" gegeben habe. Über die unterschiedlichen Positionen vor allem zur Rente mit 67 und Leiharbeit müsse man diskutieren, hier sei ihre Haltung aus Sicht der IG Metall "nicht befriedigend." Huber erwähnte in diesem Zusammenhang auch bereits die Tarifrunde 2008, wo die IG Metall spürbare Entgelterhöhungen einfordern werde: "Wir wollen mehr als nur einen Inflationsausgleich - die faire Beteiligung an den Früchten guter Arbeit."