Seit Ankündigung der geplanten Börsennotierung durch den Konzern-Vorstand im November 2016 herrscht managementseitig weitgehend Funkstille dazu. Dennoch wollten sich die Vertrauensleute der IG Metall bei Siemens Healthcare in Kemnath per Abfrage ein Bild über die Stimmungslage in der Belegschaft zu diesem durchaus kritisch zu diskutierenden Thema machen.
Gang an die Börse deutete sich seit 2015 an
Seit der Ankündigung der geplanten Börsennotierung wurde das Thema regelmäßig auf VK- und BR-Sitzungen diskutiert und die Mitarbeitenden im Rahmen von Betriebsversammlungen zum aktuellen Stand informiert, soweit man überhaupt über Neues berichten konnte. Dabei war allen bereits mit der Ausgliederung im Mai 2015 klar, dass der Schritt Richtung AG der nächste bei Siemens Healthineers sein werde.
Was meinen die Beschäftigten?
Ein solcher Schritt an die Börse kann im Allgemeinen – und je nachdem, wie er vollzogen wird – sowohl mit Chancen als auch mit Risiken für die Beschäftigten verbunden sein. Deshalb wollten die IG Metall Vertrauensleute wissen, wie die Belegschaft dazu steht und sich ein aktuelles Stimmungsbild dazu einholen. So berieten die Kolleginnen und Kollegen in einer VK-Sitzung über den Inhalt eines Handzettels und einigten sich letztlich auf die offene Fragestellung: „Chancen, Wünsche, Bedenken, was meint Ihr?“
Differenzierte Rückmeldungen
Die Auswertung der frei formulierten Antworten brachte eines klar und deutlich hervor: Es darf vor dem Hintergrund einer künftigen Börsennotierung keine negativen Veränderungen im Arbeitsumfeld und bei den Beschäftigungsbedingungen geben. So der einhellige Tenor der Beschäftigten.
Im Einzelnen kamen Rückmeldungen mit Schwerpunkten wie: Ungewissheit über die Zukunft der Arbeitsplätze. Bleibt die Mitbestimmung der Arbeitnehmervertretung umfänglich erhalten? Haben die Mitarbeiter eventuell einen unmittelbaren Nutzen von der Börsennotierung? Zum Teil wurden auch sehr konkrete Nachfragen gestellt: Was passiert bei einem Börsengang? Welche Auswirkungen hat dies auf Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt auf die Entgelte? Was bedeutet es für das Unternehmen? Wächst das Risiko doch noch verkauft zu werden bzw. gibt es weitere Risiken? Werden wir womöglich „gesund geschrumpft“?
Einige Kolleginnen und Kollegen sehen auch Chancen: Werden wir dadurch „tatsächlich“ eigenständig und unabhängig. Bleiben die Gewinne zu 100 Prozent im eigenen Unternehmen und können dann - hoffentlich zukunftsweisend - investiert und müssen nicht an die Muttergesellschaft abgeführt werden?
Unzufriedenheit über anhaltendes Schweigen des Managements
Ein großer Teil der Beschäftigten hat sich auch darüber beschwert, dass es so lange keine weiteren Informationen von Seiten des Managements gab. Dabei stellt sich für die Belegschaft die Frage, ob das nun ein gutes oder eher schlechtes Zeichen sei. Auch, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier nicht wirklich Einfluss auf die Entscheidungen nehmen können, verunsichert viele. Und mit der Verunsicherung steigt auch die Unzufriedenheit.
Weiterhin Unklarheit über den weiteren Weg
Bringt uns ein Börsengang also wirklich weiter? Bringt es nur das Unternehmen weiter und die Mitarbeiter fallen hinten runter? Welche Chancen und Risiken damit verbunden sein können, lässt sich leider nach wie vor nicht konkret abschätzen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen endlich Klarheit und auch die Arbeitnehmervertreter, also die Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall wollen nun endlich wissen, wohin die Reise geht.
Eines hat das abgefragte Stimmungsbild jedoch sehr deutlich gemacht: In jedem Fall muss eine zufriedenstellende und akzeptable Änderung der gesellschaftsrechtlichen Form beinhalten: Die uneingeschränkten Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmervertreter wie der Betriebsratsgremien, des Gesamtbetriebsrates und des Aufsichtsrates inklusive des Wirtschaftsausschusses sowie eine nachhaltige Firmenpolitik, welche die Belange der Belegschaften vollumfänglich berücksichtigt.