Siemens Dialog
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28.04.2024, 19:04 Uhr

"Union Busting" setzt sich durch

  • 02.06.2005
  • Konzern

Licht aus für die Gewerkschaft: Der Konflikt um die Zulassung gewerkschaftlicher Strukturen bei Osrams US-Tochter Sylvania hat vorerst ein Ende - die Beschäftigten stimmten mit knapper Mehrheit gegen eine Vertretung.

Am 25. und 26. Mai waren rund 200 MitarbeiterInnen des Werks in Versailles/Kentucky aufgerufen, ihre Stimme für oder gegen die Gewerkschaft International Brotherhood of Electrical Workers (IBEW) abzugeben. Wie der zuständige Sekretär der IBEW Gary Klinglesmith mitteilt, ergab die Auszählung 88 Stimmen für die Arbeitnehmervertretung bei 90 Stimmen gegen sie. Die Wertung weiterer neun Stimmen steht derzeit noch nicht fest, die IBEW hat jedoch beschlossen, bis auf weiteres auf die Fortsetzung der Auseinandersetzung zu verzichten und ihr künftiges Vorgehen neu zu planen.

Selbst wenn man die neun Stimmen gewinnen könne, so Klinglesmith' Begründung, "wäre das beste, was wir erreichen könnten, mit ein paar Stimmen zu gewinnen. Das aber würde das Unternehmen nur ermutigen, ein weiteres Jahr zu zögern und dann erneut eine Abstimmung zu fordern."

Wie sich erst nach dieser Wahl herausstellte, hat Osram Sylvania im Vorfeld erneut auf die Unterstützung einer auf so genanntes "Union Busting" spezialisierten Unternehmensberatung zurückgegriffen, die in den USA zuweilen mit Methoden hart an der Grenze der Legalität Unternehmen dabei unterstützen, eine "gewerkschaftsfreie Umgebung" zu gewährleisten (<link http: www.jsyc.com _blank>Beispiel). Dies führte unter anderem dazu, dass die Beschäftigten zwei Tage vor der Abstimmung zu Einzelgesprächen mit ihren Vorgesetzten über ihre Stimmabgabe gerufen wurden. "Nach zwei Jahren ohne eine Vereinbarung und der Behauptung des Unternehmens, mit dieser hätten sie weniger als ohne sie, haben die Beschäftigten einfach aufgegeben", so Klinglesmith' Fazit.

Er und die Beschäftigtenvertreter im Betrieb betonen trotz der Niederlage ihren Dank für insgesamt rund 50 Solidaritätserklärungen, die sie nach einem Aufruf des Siemens Dialogs per Mail und Fax aus Siemens-Betrieben in Europa erhielten.

Offen bleibt, wie das Verhalten des amerikanischen Osram-Managements und die Duldung durch das über die Vorgänge bestens informierte deutsche Hauptquartier mit dem öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzten Beitritt Osrams zum <link http: www.unglobalcompact.org portal _blank>Global Compact der Vereinten Nationen im März 2005 passt, der unter anderem Grundregeln zu fairen Arbeitsstandards definiert - offenbar kann man derlei Widersprüche aussitzen, wenn man den Kopf nur tief genug in den Sand steckt.