Siemens Dialog
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21.05.2024, 05:05 Uhr

Allen Grund zur Trauer

  • 08.08.2008
  • Allgemein

Die Siemens-Belegschaftsaktionäre nehmen in einer Pressemitteilung Stellung zum Vertrauen der Beschäftigten in ihr Management. Gleichzeitig kritisieren sie, dass die Kommunikationstechnik mit dem Verkauf von Siemens Home and Office Communications Devices nun "endgültig zu Grabe getragen" ist.

Unter der Überschrift "Siemens-Management in der Vertrauenskrise - die Kommunikationstechnik endgültig liquidiert" veröffentlicht der <link http: www.unsereaktien.de _blank external-link-new-window>Verein der Belegschaftskationäre die Ergebnisse seiner Umfrage zum Vertrauen der MitarbeiterInnen in das Management.

Kein Grund zur Freude

Die Antworten von rund 3.000 TeilnehmerInnen ergeben ein wenig erfreuliches Stimmungsbild. Das Siemens-Management steckt demnach "in einer tiefen Vertrauenskrise [...] auch gegenüber den Mitarbeitern aufgrund ihrer Unternehmenspolitik." 75 Prozent erklärten etwa, dass sie zum Vorstand kein Vertrauen mehr haben, 23 nur noch bedingt. Zu denken gibt auch die Bewertung der Erklärung Peter Löschers, er halte an einem integrierten Elektrokonzern fest: Fast 90 Prozent halten dies für ein Lippenbekenntnis. Das Fazit der Belegschaftsaktionäre: "Nie in der 160-jährigen Firmengeschichte war offensichtlich die Identifikation mit dem Unternehmen so gering."

COM: "ruhmloser Abschluss"

Die jüngsten Entscheidungen werden die eingetrübte Stimmung vermutlich kaum aufhellen. Mit dem Verkauf von SHC, dem letzten verbliebenen Rest der früher dominierenden Kommunikationssparte, hat "nun seinen ruhmlosen Abschluss gefunden", so der Verein, was "in der Ära Kleinfeld eingeleitet wurde mit dem Desaster beim Verkauf der Handy-Sparte und einem formalen Joint Venture der Netzwerksparte mit Nokia". Der amtierende Vorstand habe damit "die Kommunikationstechnik bei Siemens endgültig zu Grabe getragen." Dass Finanzinvestoren auf diesem Feld richten können, was Siemens selbst nicht konnte oder wollte, fürchtet der Verein, "darf bezweifelt werden."

160 Jahre in fünf zu Grabe getragen

Und so schließt sich der Kreis zum aktuell diagnostizierten massiven Vertrauensschwund der Beschäftigten. Die Belegschaftsaktionäre schließen ihre Stellungnahmen: "Sowohl der 'Löscher-Vorstand' als auch der Vorstand der Kleinfeld-Ära geben ein Beispiel, wie ein Vorstand ohne emotionale Bindung seelenlos ein Portfolio managen und den Unternehmergeist der Gründer des Unternehmens in nur 5 Jahren zu Grabe tragen kann [...]. Siemens hat allen Grund Trauer zu tragen."

Das derart gescholtene Management mag diese Einschätzung, das ist nicht eben erstaunlich, keineswegs teilen. Ein Sprecher kommentierte gegenüber dem "Handelsblatt", er könne die Zahlen nicht nachvollziehen: "Ich glaube nicht, dass dies die tatsächliche Stimmung der Belegschaft widerspiegelt. Das deckt sich nicht mit den Erfahrungen, die wir tagtäglich machen - die drücken nämlich das Gegenteil aus."