Siemens Amberg hat sich zum Vorzeigebetrieb in Sachen "Digitale Fabrik" entwickelt. Kurz nach Angela Merkel, die sich mitten in der Tarifrunde nach Amberg wagte, haben der zweite IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann sowie Hauptkassierer und Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner Werk unter dem Aspekt der Auswirkungen auf die Beschäftigung besichtigt.
Der Begriff "Industrie 4.0" ist in aller Munde, und gerade bei Siemens wird deutlich, dass es dabei nicht mehr nur um Zukunftsfragen geht, sondern auch schon ums Hier und Jetzt - in Amberg ist die digitale Fabrik bereits Realität. Programmierbare Steuerungen ermöglichen eine weitgehend automatisierte Funktion, in der Maschinen und Anlagen ständig miteinander kommunizieren, nicht nur fast komplett eigenständig, sondern auch mit einer beispiellos niedrigen Fehlerquote.
Herr über die Maschinen
Davon, was all das für die Beschäftigten heute und in einigen Jahren bedeutet, wollten sich Hofmann und Kerner selbst vor Ort ein Bild machen. Die IG Metall sieht die Chancen der Digitalisierung, will sie aber im Sinne der Menschen mitgestalten: "Die technischen Möglichkeiten haben etwas potenziell Emanzipatorisches - starre Arbeitsstrukturen in der Produktion können damit aufgebrochen werden. Chancen wie diese werden aber nur dann realisiert, wenn der Mensch in der Industrie 4.0 die zentrale Rolle spielt. Er muss Herr über die Maschinen sein und darf nicht von ihnen beherrscht werden", erklärte Hofmann.
Motivierte, hochqualifizierte Beschäftigte
Grundsätzlich sieht man das auch bei Siemens in Amberg so. Werksleiter Günter Ziebell betrachtet die digitale Fabrik als "bestmögliche Unterstützung für den Menschen", der unter anderem von schwerer körperlicher Arbeit befreit und mit einer Vielzahl hilfreicher Informationen versorgt wird. Kerner benennt die Voraussetzung dafür, dass die Entwicklung dorthin konfliktfrei abläuft: "Industrie 4.0 wird im gesamten Siemens-Konzern immer wichtiger werden. Dafür sind motivierte, hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die unabdingbare Voraussetzung." Ein wesentlicher Aspekt ist es also, die entsprechenden Qualifizierungsmöglichkeiten zu gewährleisten, unterstreicht Hofmann: "Die Unternehmen sind jetzt in der Pflicht, bei Ausbildung und Qualifizierung der Beschäftigten vorausschauend und klug zu agieren. Da ist deutlich mehr gefordert als reine Anpassungsqualifizierung."
Die IG Metall wird den Weg in die Digitalisierung konsequent in diesem Sinne begleiten - kritisch, aber engagiert und mit eigenen Initiativen. Kerner betont, worauf der Fokus aller Entwicklungen liegen muss: "Die Belegschaft ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition, die stetig gefördert werden muss."