Siemens Dialog
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26.04.2024, 06:04 Uhr

Digitalisierung: nur barrierefrei!

  • 02.12.2016
  • Allgemein

Bei der Betriebsräteversammlung 2016 in Berlin legte unter anderem Gerlinde Aumiller als Vorsitzende den Bericht der Gesamt- und Konzernschwerbehindertenvertretung vor. Neben einigen Lichtblicken wies sie auf etliche Schattenseiten hin und forderte eindringlich, die Inklusion Beschäftigter mit Behinderung konsequenter voranzutreiben.

Licht und Schatten

An Joe Kaeser und Janina Kugel gewandt erklärte Aumiller, insgesamt sei die Gesamt- und Konzernschwerbehindertenvertretung (GSBV) mit der Entwicklung der vergangenen zwölf Monate zufrieden. Die hohe Anzahl schwerbehinderter Jugendlicher in Ausbildung, die Erfüllung der Beschäftigungsquote zum zweiten Mal in Folge und die Ehrung von Siemens-Sportler_innen mit Behinderung im paraolympischen Jahr bilden positive Beispiele, aber: "Wir sehen, dass das Erreichte zunehmend in Frage gestellt wird, wenn man bei der Digitalisierung Menschen mit Behinderungen und deren Belange nicht im Fokus hat."

Chance statt Gefahr

Für die Digitalisierung, erklärtes Zukunftsfeld von Siemens, hat die GSBV entsprechend klare Erwartungen: "Wir wollen, dass aus dieser Unternehmensstrategie eine Chance für unsere Kolleginnen und Kollegen wird. Das setzt aber voraus, dass die behinderungsbedingten Belange schon im Vorfeld der Planungen mit einfließen." Das konkrete Ziel muss es sein, Barrierefreiheit und Bedienbarkeit für alle zum Bestandteil der Digitalisierungsstrategie zu machen. Hier ist nach Einschätzung der GSBV noch einiges zu tun: "Leider müssen wir Schwerbehindertenvertretungen feststellen, dass das niemand auf dem Schirm hat. Das ist nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ein durchgängiges Problem."

Bewusstseinswandel gefragt

Die GSBV packt dieses Problem bereits in konkreten Projekten an, stößt dabei aber auf ausweichende Reaktionen der zuständigen Ansprechpartner. Aumiller wandte sich vor diesem Hintergrund mit einer klaren Aufforderung an Joe Kaeser: "So geht das nicht. Da braucht’s eine klare Ansage Ihrerseits und bei den Verantwortlichen einen erheblichen Bewusstseinswandel!"

Niemanden zurücklassen ...

Abschließend weitete die GSVB-Vorsitzende ihren Appell, im Zuge der Digitalisierung nicht die Menschen zu vergessen, auf einen gesellschaftspolitischen Aspekt aus: "Ich halte es für gefährlich, im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Verlierern zu sprechen. Gerade in Zeiten, wo sich Menschen, die sich übergangen und abgehängt fühlen, mit dem Ruf 'wir sind das Volk' auf der Straße versammeln und unsere allerhöchsten Repräsentanten des Staates hasserfüllt niederpfeifen und niederbrüllen. Wenn uns unsere demokratische Grundordnung um die Ohren fliegt, relativieren sich Margengewinne und Produktivität."

... sondern alle mitnehmen

Beim Vorstand der Siemens AG liegt dort nach ihrer Überzeugung eine besondere Verantwortung für ganzheitliche Konzepte, die die Menschen mitnehmen und nicht als Verlierer zurücklassen, betonte Aumiller: "Diese Konzepte gilt es mit der IG Metall, den Betriebsräten und den Schwerbehindertenvertretungen zu erarbeiten. Ich bin der festen Meinung, dass wir den Spagat zwischen Produktivität und einer dem Menschen zugewandte Arbeitswelt gemeinsam hinbekommen können. Lassen Sie es uns jetzt angehen!"