Siemens Dialog
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21.05.2024, 22:05 Uhr

"Garantiert gewerkschaftsfrei"

  • 14.04.2008
  • Allgemein

Mit diesem Etikett "werben" die "Unabhängigen" seit Montag auf ihren Wahlplakaten in Perlach. Ein Zettel unbekannter Herkunft ergänzt, was das auch bedeutet: "... und deswegen verzichten wir auch auf die nächste Tarifforderung."

Über den Stil der Auseinandersetzung kann man streiten - Fakt ist aber, dass der/die unbekannte/n Urheber der Ergänzung in der Sache Recht haben.

"Gewerkschaftsfrei" bedeutet tatsächlich, dass Dinge wie Tarifverträge - einschließlich der kompletten Regelung aller Arbeitsbedingungen - nicht zur Anwendung kommen. Sie nämlich gelten zumindest formal nur für Mitglieder der Gewerkschaft; weil die Arbeitgeberseite die entsprechenden Verträge auf die gesamte Belegschaft ausweitet, profitieren üblicherweise auch Nichtmitglieder davon.

Profitieren deshalb, weil Tarifverträge den Anspruch auf faire Arbeitsbedingungen einschließlich der Entgelte und deren Erhöhungen verbindlich festschreiben. Es mag ja theoretisch sein, dass der eine oder andere "Unabhängige" es bevorzugen würde, diese Eckpfeiler der Beschäftigung dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen - warum man jedoch so etwas wünschen sollte, ist beim besten Willen nicht nachzuvollziehen. Um beim Beispiel der nächsten Tariferhöhung zu bleiben: Ist es erstrebenswert, sich diese Erhöhung in individueller Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber selbst zu erkämpfen? Wohl kaum.

Bestmögliche Rahmenbedingungen gibt's nur mit Tarifverträgen

Dessen ungeachtet behaupten die "Unabhängigen" in einem Flyer zur BR-Wahl vollmundig, sie sorgten "für die bestmöglichen Rahmenbedingungen am Standort [...]". Das ist nun offenkundig schlicht und ergreifend falsch, denn die Rahmnbedingungen werden nun einmal, wie oben beschrieben, von den Tarifpartnern vereinbart; zu denen aber wollen die "Unabhängigen" um keinen Preis gehören, da es sich auf der Arbeitnehmerseite eben um die nach Kräften verteufelte Gewerkschaft handelt.

Erst behindern, dann befördern?

Unübersehbar nimmt man es nicht allzu genau mit unumstößlichen Tatsachen. Ein anderes Beispiel belegt das eindrucksvoll: Im selben Flyer konstatieren die "Unabhängigen", sie setzten sich "für die Integration SIS und die neu zugezogenen Bereiche CIO u. SRE OHG in den neugegründeten Betrieb Mch Perlach ein."

Richtig gelesen. Nachdem ihre Schwesterfraktion der AUB bei SIS monatelang alles getan hat, um die Betriebsratswahl mit dem Hauptargument zu blockieren, die frühere SIS habe mit den Bereichen der Siemens AG in jeder Hinsicht rein gar nichts zu schaffen und dies sogar noch vor dem Münchner Arbeitsgericht aufrecht erhielt (siehe Das vorerst Letzte aus Absurdistan), schreiben sich die "Unabhängigen" plötzlich die Integration eben dieser Bereiche auf die Fahne.

P.S.: Übrigens sind IG Metall-Betriebsräte und ihre Gewerkschaft garantiert frei von gegen das Betriebsverfassungsgesetz verstoßendem Sponsoring.