Das lange Tauziehen um den Ort der Börsennotierung der künftigen Siemens Healthineers AG ist beendet. Die Entscheidung ist, wie stets von der Arbeitnehmerseite gefordert, für Frankfurt gefallen, eine Schwächung der Mitbestimmung damit abgewendet.
Siemens gab die Entscheidung am 29. November mit einer knapp gehaltenen <link https: www.siemens.com press pr2017110102code _blank>Pressemitteilung bekannt. Kurz zuvor informierte Michael Sen, Healthineers-Aufsichtsratsvorsitzender und im Siemens-Vorstand für die Medizintechnik verantwortlich, die Beschäftigten mit einer Rundmail.
Dorothea Simon, die Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Siemens Healthcare GmbH und Aufsichtsratsmitglied sowohl von Siemens als auch von Healthcare, bewertete die Entscheidung als gute Nachricht für die rund 12.000 Beschäftigten in Deutschland: "Die bewährte paritätische Mitbestimmung bleibt ebenso erhalten wie die bestehenden Tarif- und Arbeitsbedingungen. Das schließt auch das Abkommen zur Standort- und Beschäftigungssicherung ein." Mit Blick auf das Unternehmen insgesamt begrüßte Simon die nun entstehende Chance auf neues Kapital sowie "hervorragende Aussichten auf einem schnell wachsenden Zukunftsmarkt mit potenziell hohen Ergebnissen".
Reinhard Hahn, Unternehmensbetreuer der IG Metall für Siemens und Healthcare sowie und Aufsichtsratsmitglied beider Unternehmen, bewertet die Entscheidung als Erfolg der Arbeitnehmerseite. IG Metall und Betriebsräte hatten einen IPO in den USA stets kompromisslos abgelehnt und hätten dafür gegebenenfalls auch eine Auseinandersetzung in Kauf genommen: "Nach unserer Überzeugung hat Siemens‘ Medizingeschäft als Unternehmen mit Sitz in Deutschland unverändert gute Perspektiven. An der Wallstreet hingegen wäre die Mitbestimmung auf Unternehmensebene gekippt worden und auch in Deutschland unter enormen Druck geraten. Diese angelsächsische Wirtschaftskultur passt nicht zu einem Unternehmen wie den Healthineers. Nicht von ungefähr hat sich Siemens selbst Anfang 2014 aus der Wallstreet zurückgezogen."
Abschließend verwies Hahn darauf, dass der Börsengang von Healthcare bestätige, "dass wirtschaftlich orientierte Weichenstellungen und die Interessen der Beschäftigten sich nicht widersprechen, sondern durchaus unter einen Hut bringen lassen – wenn das Management offen für einen konstruktiven Austausch ist".