Bei seiner Jahrespressekonferenz sah der IG Metall-Vorstand am Montag auf das abgelaufene Jahr zurück und stellte seine Position für 2010 dar. Im Mittelpunkt stand und steht der Erhalt von Arbeitsplätzen. Der erste Vorsitzende Berthold Huber betonte: "Beschäftigungsverluste sind kein Automatismus. Wenn alle Akteure aktiv gegensteuern, kann uns das erspart bleiben."
Bis zu 700.000 bedrohte Arbeitsplätze
Die IG Metall sieht als Folge der Wirtschaftskrise weit mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze gefährdet, erklärte Huber in Frankfurt: "Wir gehen von bis zu 700.000 bedrohten Arbeitsplätzen in unseren Branchen bis Ende 2012 aus." Um die damit essenziellen Ziele der Sicherung von Beschäftigung und Betrieben nicht zu gefährden, laufen derzeit in allen Bezirken Sondierungsgespräche mit den Arbeitgeberverbänden zur anstehenden Tarifrunde.
Vorschläge in Sondierungsgesprächen
Huber machte allerdings deutlich, dass man diese Gespräche nicht unbegrenzt fortführen werde. Die IG Metall hatte vorgeschlagen, dass kriselnde Unternehmen die Arbeitszeit weiter kürzen können, die Arbeitnehmer jedoch für einen Teil der weggefallenen Stunden einen finanziellen Ausgleich erhalten sollen. Damit kombiniert sind Regelungen für die Übernahme nach der Ausbildung und Regelungen für die Leiharbeit denkbar - die Arbeitgeberverbände müssten bald Klarheit schaffen, ob sie bereit seien, ein solches Paket zu vereinbaren, so Huber. Eine Nullrunde lehnte er ausdrücklich ab, wies aber darauf hin, dass man auf Druck der Arbeitgeber die Bereiche Entgelt und Arbeitsplatzsicherung zusammen verhandeln werden müsse.
Politik mit im Boot
Die Beschäftigungssicherung stellt nach Überzeugung der IG Metall auch an die Politik eindeutige Anforderungen, betonte der IG Metall-Vorsitzende an die Adresse der Bundesregierung gerichtet. "Steigende Massenarbeitslosigkeit ist das Teuerste, schadet den Betroffenen und ist eine Gefahr für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft", fasste er zusammen, weshalb die Gewerkschaft von der Koalition unter anderem fordert, die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge beim konjunkturellen Kurzarbeitergeld durch die Bundesagentur für Arbeit bis Ende 2011 zu verlängern.
Positive Bilanz für 2009
Für das abgelaufene Jahr 2009 zieht die IG Metall eine positive Bilanz. Mit der politischen Zielsetzung "Keine Entlassungen in der Krise" konnte sie sich in Politik, Gesellschaft und Betrieben gleichermaßen gut positionieren, Vorschläge und Forderungen zur Krisenbekämpfung wurden, wie etwa die Ausweitung der Kurzarbeit und die Abwrackprämie, von der Bundesregierung aufgegriffen und erfolgreich umgesetzt. Auch die Mitgliederentwicklung blieb trotz Wirtschaftskrise und ihrer Folgen gerade in der Metall- und Elektroindustrie vergleichsweise stabil: Ihre Anzahl der Mitglieder betrugt zu Jahresende 2009 mit über 2,26 Millionen nur 1,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Mitgliederentwicklung im Fokus
Der zweite Vorsitzende Detlef Wetzel betonte in diesem Zusammenhang die erfolgreiche Mitgliedergewinnung als "unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass die IG Metall betriebs- und gesellschaftspolitisch durchsetzungsfähig bleibt". Gleichzeitig will sich die Gewerkschaft mittel- bis langfristig so aufstellen, dass ihre Zukunftsfähigkeit gesichert bleibt: "Wir wollen die Strukturen der IG Metall auf die sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen und organisationspolitischen Notwendigkeiten ausrichten."
Einen besonderen Stellenwert haben in diesem Jahr zusätzlich die Wahlen der Betriebsräte sowie der Jugend- und Auszubildendenvertreter von März bis Mai. Ziel sei es unter anderem, so Wetzel, in 1.500 Betrieben erstmals einen Betriebsrat zu wählen; insgesamt sind rund 3,1 Millionen Wahlberechtigte in 10.000 Betrieben im Organisationsbereich der IG Metall zur Wahl von rund 70.000 Betriebsratsmitgliedern aufgerufen.