Als "Tiefschlag für die Mitarbeiter" wertet der Wirtschaftsausschuss, was das Management heute endlich offen auf den Tisch gelegt hat. Weltweit stehen knapp 7.000 Stellen im Visier, die Hälfte davon in Deutschland.
Dabei rechnet Siemens in seiner <link https: www.siemens.com press pr2017110073code _blank>Pressemitteilung eher noch moderat. Für Erfurt beispielsweise heißt es, es würden "mehrere Optionen geprüft wie beispielsweise ein Verkauf". Die ungelenke Formulierung genügt Siemens anscheinend, um die dort beschäftigten 650 Menschen nicht in die offizielle Rechnung aufzunehmen.
Offen genannt werden bislang folgende Maßnahmen:
- bei PG sollen Görlitz und Leipzig (Compressor Systems) mit zusammen knapp 950 Stellen geschlossen werden; nach Informationsstand der IG Metall müssten dies allerdings eher ca. 1.250 Stellen sein;
- Offenbach (850 Stellen) und Erlangen Süd sollen zusammengelegt werden;
- in Mülheim sollen 640, in Berlin 300 Stellen gestrichen werden;
- bei PD soll im Berliner Dynamowerk die Fertigung mit 570 Stellen verschwinden, daneben weitere rund 200, die nicht näher benannt sind.
Der Wirtschaftsausschuss reagiert noch in der Sitzung mit seiner Erklärung. Darin heißt es unter anderem: "Wir fordern schon seit Jahren konkrete Alternativen für diese Bereiche und eine Zukunft für alle Standorte in Deutschland. In dem Eckpunktepapier PG vom 08.08.2017 und in vielen Interessenausgleichen haben wir mit der Firmenseite das gemeinsame Ziel vereinbart, die PG stets wettbewerbsfähig zu halten und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das gilt auch für die PD. Das ist dem Management bisher nicht gelungen."
Auch die IG Metall reagierte in einer ersten Stellungnahme mit scharfer Kritik. Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Aufsichtsrat der Siemens AG, bezeichnete den geplanten Abbau als "angesichts der hervorragenden Gesamtsituation des Unternehmens völlig inakzeptabel" und erklärte, er komme nicht einmal als Diskussionsgrundlage in Betracht.
Gesamtbetriebsrat und IG Metall betonen, dass Siemens trotz aller Appelle und Absprachen die seit langem absehbaren strukturellen Probleme nicht angepackt hat. Außer Stellenabbau ist nie etwas in dieser Hinsicht geschehen, jetzt sollen ein weiteres Mal die Beschäftigten die Zeche begleichen. Kerner fasste zusammen: "Für ein Unternehmen wie Siemens grenzt diese Mischung aus Tatenlosigkeit und Einfallsarmut an einen Offenbarungseid des Managements. Der in den Unternehmenswerten betonten Verantwortung wird er in keiner Weise gerecht."
IG Metall, Betriebsräte und Belegschaften werden gegen die Umsetzung dieser Pläne entschieden Widerstand leisten. In diesem Zusammenhang rückt auch die seit Jahren geltende Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung in den Fokus, die betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen ausschließt. Die Arbeitnehmerseite erwartet einhellig, dass sie unverändert gilt. und hält an den Forderungen fest:
- keine Schließung und Verkauf von Standorten;
- Erhalt von Kraftwerks- und Fertigungstechnologie sowie Know How in Deutschland;
- Entwicklung innovativer, langfristiger Alternativen und Standortkonzepte;
Standortschließungen und angeblich alternativloser Stellenabbau sind keine Lösung und provozieren vor allem Widerstand!