Siemens Dialog
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20.05.2024, 13:05 Uhr

"Kulturrevolution bei Siemens"

  • 04.07.2007
  • Operativ

... konstatiert die Hamburger Betriebszeitung SIMAZ angesichts der jüngsten Entwicklungen im Unternehmen und der Aussichten für die kommenden Monate. Wie immer serviert sie ihren Lesern eine ordentliche Portion Information, abgestimmt mit einer Prise Provokation und gewürzt mit einem Hauch Satire.

Letztere beginnt gleich mit der Montage auf der Titelseite, die Gerhard Cromme als Kulturrevolutionär zeigt. Wie ernst das Thema allerdings auch in der Redaktion der Niederlassung Hamburg genommen wird, zeigt der dazugehörige Text: An der Unternehmensspitze stehen erstmals in der Geschichte von Siemens Führungskräfte, die nicht aus dem eigenen Unternehmen stammen. Anwälte und Wirtschaftsprüfer durchforsten Siemens bis in die hintersten Winkel, und: "Die Ergebnisse erschütterten selbst die Anteilseigner im Aufsichtsrat. [...] Ein Ende ist nicht in Sicht."

Das Image als ehrliches Unternehmen, sozial gegenüber den Beschäftigten und integer in seiner Einhaltung von Recht und Gesetz angeht, das stellt nicht nur die SIMAZ fest, hat deutliche Risse. Entgegen vielen anderen beleuchtet die Zeitung allerdings, was das für die Beschäftigten bedeutet: "Die MitarbeiterInnen stehen nun vor einem Scherbenhaufen, den die Oberste Leitung eingebrockt hat und den die Beschäftigten wahrscheinlich wegräumen müssen."

Umlernen für Führungskräfte

Worin die in diesem Zusammenhang begonnene Kulturrevolution besteht, macht ein Zitat des Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats und Aufsichtsratsmitglied Lothar Adler deutlich: "Compliance durchzusetzen bedeutet einen drastischen Kulturwandel bei Siemens. [...] Konsequenterweise muss auch bei diesem Thema auch die Zentrale Personalabteilung (CP) gestärkt werden, nicht nur CF (Zentrale Finanzen)."

Dieser Kulturwandel betrifft keineswegs nur den Umgang mit Kunden, sondern beginnt bei der Beachtung und Umsetzung von Arbeitsrecht, Personalentscheidungen und Betriebsvereinbarungen, wie die SIMAZ ausführt: "Verstöße dagegen dürfen nicht mehr als Kavaliersdelikte betrachtet werden. Hier müssen manche Führungskräfte wahrscheinlich deutlich umlernen."

Gesamtbetriebsrat redet mit

Eine Vorbereitungsgruppe des Gesamtbetriebsrats strukturiert den Dialog des Gremiums mit den externen Beratern und Anwälten sowie dem internen Complianceprojekt. Die Sprecherin der Gruppe, die Hamburger Betriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn, erklärt, worum es geht: "Die Einhaltung des Betriebsverfassungsgesetzes kann das Complianceprojekt gleich am eigenen Beispiel unter Beweis stellen, zum einen was die offene Kommunikation zu den Betriebsräten betrifft, zum anderen die Einhaltung der Mitbestimmung bei der Einrichtung von Beschwerdestellen und dergleichen."