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19.05.2024, 10:05 Uhr

Praktikantenstadl

  • 14.08.2006
  • Jugend

Alles halb so schlimm? Widerspruch zur These, Absolventen müssten sich durch endlose Praktika in die erste Anstellung kämpfen.

Wie das Uni-Magazin des "Spiegel" vor einigen Wochen unter dem Titel "Praktikantenstadl" <link http: www.spiegel.de unispiegel jobundberuf _blank>berichtete, gibt es Gegenwind für die mittlerweile allgemein weitgehend als Fakt akzeptierte Ansicht, Hochschulabsolventen müssten trotz guter Qualifizierung und Berufserfahrung zahlreiche Praktika absolvieren und sich als billige Arbeitskräfte ausbeuten lassen. Experten relativieren entsprechende Aussagen Betroffener und Studien der Gewerkschaften und mahnen, genauer hinzuschauen.

"Was wir in den Medien lesen, ist übertrieben. Eine Generation Praktikum hieße, dass große Teile der Absolventen in einer Praktikumsschleife hängen" - dafür jedoch fehle jede Grundlage. Das jedenfalls erklärt <link http: www.his.de his organisationsplan mitarbeiter minks _blank>Karl-Heinz Minks (Bild) vom <link http: www.his.de _blank>Hochschul-Informations-System (HIS), das regelmäßig unter mehreren tausend Absolventen untersucht, wie schnell sie in den Beruf einsteigen. Die Relativierung der Relativierung allerdings folgt sogleich: "Tatsächlich scheint es in dieser Generation so zu sein, dass das Phänomen zunimmt, aber nicht in dem Maße, wie es vermutet wird."

Auch den preiswerten Ersatz regulärer Arbeitsplätze durch Absolventen will der Experte im "Spiegel" eigentlich keinesfalls kleinreden. Überzeugt ist Minks hingegen auf Grund der HIS-Zahlen, statt eines Massenphänomens handle es sich "wohl eher um das Gefühl einer Generation." Und macht auch gleich aus, woher dieses Gefühl stammen könnte: "Leider gibt es auch immer noch einige Absolventen, die sich während des Studiums nicht ausreichend um ihre berufliche Qualifikation kümmern und sich hinterher genötigt sehen, Praktika zu machen."

Die selbe Meinung vertritt die freischaffende "Berufsfinderin" <link http: www.berufsfindung.de index.htm _blank>Uta Glaubitz, die sich mit Seminaren, viel Selbst-Marketing und einer Buchreihe namens "Jobs für ..." von "Sportfreaks" über "Globetrotter" bis zu "Quasselstrippen" (links) zur Expertin hochgearbeitet hat. Die Generation Praktikum gebe es so nicht, glaubt sie, sondern nur eine Minderheit qualifizierter Praktikanten, die ausgebeutet werden. In 90 Prozent der Fälle werde die berufliche Entscheidung erst nach dem Studium getroffen, hier liege der große Fehler. Ihr Tipp stimmt dem von Minks zu, irgendwann die "Praktikums-Notbremse" zu ziehen: "Spätestens nach dem dritten Praktikum sollte man sich nach Alternativen umsehen, etwa indem man sich selbstständig macht oder sich ganz umorientiert." Leicht gesagt, mag sich manch Betroffener denken.