- unter diesem Titel stellt eine neue Studie von DGB und Hans Böckler-Stiftung die Situation von Hochschulabsolventen dar. Der Einstieg in eine reguläre Beschäftigung wird schwerer, statt dessen stehen immer längere Phasen von Praktika an - Missbrauch als billige Arbeitskraft inklusive.
Ausweitung der Misere
Trotz ungezählter Appelle und ebensovieler Absichtserklärungen in Politik und Wirtschaft scheint die schon vor Jahren in die Kritik geratene Misere der "Generation Praktikum" unter dem Strich eher weiter zuzulegen, als zu schrumpfen. Teil der Ursachen dafür sind ein insgesamt höherer Anteil an Hochschulabsolventen, der allgegenwärtige Trend zu prekärer Beschäftigung und die generell höhere Instabilität vieler Arbeitsverhältnisse.
Schwieriger Berufseinstieg
Der Übergang in eine dauerhafte, finanziell abgesicherte Beschäftigung gestaltet sich immer schwieriger. Praktika, verbunden mit dem Bemühen um berufliche Orientierung und der Hoffnung auf eine mögliche Übernahme, werden vor diesem Hintergrund für eine wachsende Zahl der Betroffenen zur naheliegenden Alternative. Die Studie "Generation Praktikum 2011" ermöglicht umfassende Einblicke in die Erfahrungen von knapp 700 Jungakademikern, die bereits rund dreieinhalbjährige Berufseinstiegsphasen hinter sich hatten.
38 Prozent der Befragten hatten in dieser Phase ein oder mehrere Praktika, eine Hospitation, ein Volontariat oder eine andere praktikumsähnliche Beschäftigungsformen erlebt. 28 Prozent nahmen unmittelbar nach dem Studium solche Tätigkeiten auf, nur 19 Prozent konnten die erste Beschäftigung auf einer unbefristeten Stelle antreten.
Auf Unterstützung angewiesen
Rund 40 Prozent dieser Praktika sind nach der Studie unbezahlt, bei den bezahlten beläuft sich der durchschnittliche Bruttolohn auf magere 550 Euro pro Monat. zum Leben reicht das kaum, so dass ein Großteil der befragten PraktikantInnen zusätzliche Quellen brauchten. 56 Prozent erhielten Unterstützung von den Eltern, jeweils 43 Prozent griffen auf Ersparnisse oder einen Zusatzjob zurück. 23 Prozent wurden vom Partner unterstützt, alarmierende 22 Prozent waren auf Sozialleistungen angewiesen.
Fest im Betrieb eingeplant
Interessant ist natürlich die Frage nach den betrieblichen Aspekten der Situation. Drei Viertel der Praktikanten hatten den Eindruck, dass ihre Arbeit im Betriebsablauf fest eingeplant war; Hand in Hand damit geht, dass sich nur 17 Prozent angemessen für ihre Tätigkeit bezahlt fühlten. Gerade einmal gut die Hälfte fühlte sich im Praktikum angemessen betreut. Die Hoffnung auf eine Übernahme erfüllte sich nur bei 22 Prozent, wogegen mehr als doppelt so viele sich diese bei Aufnahme des Praktikums gewünscht hatten.
Hinweise auf Ausbeutung
Insgesamt bewerteten trotz aller Widrigkeiten 55 Prozent der Befragten ihre Praktika als "gut", wobei etliche Nachteile zugunsten einer interessanten oder lehrreichen Tätigkeit in Kauf genommen wurden. 20 Prozent beurteilten ihr Praktikum als "schlecht", wobei sich die Indizien auf Ausbeutung als "billige Arbeitskraft" häuften: Fest Einplanung im Betrieb ohne angemessene Gegenleistung durch Bezahlung oder Lerngewinn. Ein Viertel aller Praktika schließlich wurde als mittelmäßig eingestuft, weil sich trotz schlechter Betreuung und geringer Bezahlung "nebenbei" einiges lernen ließ.
Forderungen an die Politik
Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock forderte bei der <link http: www.dgb.de presse _blank external-link-new-window>Vorstellung der Studie am Mittwoch in Berlin angesichts ihrer Ergebniss die Politik auf, endlich zu handeln und den Missbrauch von Praktika zu stoppen: "Es kann und darf nicht sein, dass qualifizierte Hochschulabsolventen als Praktikanten ausgebeutet werden. [...] Stattdessen sollen Unternehmen und Verwaltungen reguläre Arbeitsverhältnisse bzw. Trainee- und Berufseinstiegsprogramme anbieten." Um diesem Ziel näher zu kommen, müssten Praktika im Bürgerlichen Gesetzbuch gesetzlich als Lernverhältnis definiert werden - einschließlich des verbrieften Rechts auf einen Praktikumsvertrag inklusive Praktikumsplan mit Lerninhalten und -zielen.
Auf den Internet-Seiten der Hans Böckler-Stiftung kann die Studie "Generation Praktikum 2011" in einer <link http: www.boeckler.de pdf pm_2011_05_04_praktikumreport_kurz.pdf _blank external-link-new-window hbs>Kurzfassung und der <link http: www.boeckler.de pdf pm_2011_05_04_praktikumreport_lang.pdf _blank external-link-new-window hbs>Langfassung als PDF heruntergeladen werden.