Siemens Dialog
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29.04.2024, 00:04 Uhr

Psychische Belastung - kein Thema für Siemens?

  • 04.09.2012
  • Allgemein

Die Auswirkungen psychischer Belastungen am Arbeitsplatz rücken zunehmend ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Umso unverständlicher ist es, dass diese Entwicklung bei Siemens nicht die Beachtung und Aufmerksamkeit erfährt, die sie auch und gerade hier haben müsste, warnt der Ausschuss Arbeits- und Umweltschutz sowie Gesundheitsförderung des Gesamtbetriebsrates.

In einem Beitrag für den Siemens Dialog fasst der Gesamtbetriebsratsausschuss für Arbeits- und Umweltschutz sowie Gesundheitsförderung seine Sicht auf dieses Thema zusammen und kritisiert den zurückhaltenden Umgang der Firmenseite:

Man könnte meinen, dass die Thematik psychische Belastung mittlerweile abgegriffen erscheint  - aber immer wieder schrecken uns Zahlen und Fakten auf und zeigen ganz deutlich, wie dramatisch diese Krankheit tatsächlich auf dem Vormarsch ist (siehe zum selben Thema).

Herunterspielen aus Kostengründen?

Positive Ansätze im Umgang mit dieser Problematik bei Siemens verliefen allerdings im Sande: Die aus Kostengründen gestoppte psychosoziale Hotline oder das ebenfalls gestoppte Hand-out für Führungskräfte hätten weitere Bausteine zur Hilfe und Unterstützung unserer Kolleginnen und Kollegen sein können. Weitere Maßnahmen wie ein Fragebogen zur Selbsteinschätzung im Intranet und Ausbau der angebotenen Seminare für Führungskräfte und Mitarbeiter werden gar nicht mehr mit dem Ausschuss des Gesamtbetriebsrats besprochen.

Psychisches Wohlbefinden hat positive Folgen

Die Firma hat somit den gemeinsamen Weg mit dem Ausschuss verlassen, der zur Sensibilisierung und Selbsteinschätzung unserer Kolleginnen  und Kollegen führen sollte. Die Befürchtung, jede zusätzliche Regulierung könnte unsere Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern und damit Arbeitsplätze in Deutschland gefährden, ist jedoch ein Irrtum. Wenn man eine Enttabuisierung top-down betreibt, Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung des psychischen Wohlbefindens anbietet und ein gesundes Arbeitsklima schafft (Führungsverhalten, Gestaltung von Arbeitsaufgaben, Kommunikation ...), dann dient das der Motivation und der Leistungsfähigkeit und erhöht die Attraktivität als Arbeitgeber. Im Gegensatz dazu müssen wir jedoch feststellen, dass sich die Firmenseite immer mehr auf die gesetzlichen Mindestanforderungen zurückzieht, anstatt wie in der Vergangenheit Betriebsvereinbarungen abzuschließen, die unsere Kolleginnen und Kollegen besser stellen.

Betriebsräte fordern offenen Umgang

Wir erwarten von Siemens offen mit der Thematik umzugehen, das man sich durch ein Nach - und Umdenken des heutigen Standpunktes und durch professionelles Vorgehen aus der Masse hervorhebt und dadurch auch als Ergebnis eine Reduzierung der Krankheits- und Ausfallzeiten erzielt. Weiterhin erwarten wir eine Unternehmenskultur, die es uns ermöglicht, über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehende Betriebsvereinbarungen abzuschließen.


zum Download: <link http: www.igmetall.de cps rde xbcr internet docs_ig_metall_xcms_188529__2.pdf external-link-new-window>undefined Anti-Stress-Verordnung der IG  Metall