Siemens Dialog
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29.03.2024, 02:03 Uhr

Samstag gehört Papa der Firma

  • 19.02.2013
  • Allgemein

Die Ausweitung der Arbeitszeit aufs Wochenende, die Nacht und Schichtarbeit generell geht weiter, gleichzeitig nehmen Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz zu. Das Bundesministerium für Arbeit versucht trotzdem, das Problem kleinzureden und die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung im Sinne der von der IG Metall geforderten Anti-Stress-Verordnung herunterzuspielen.

Die "<link http: www.sueddeutsche.de karriere zunahme-atypischer-arbeitszeiten-jeder-vierte-arbeitet-am-wochenende-1.1602835 _blank external-link-new-window>Süddeutsche Zeitung" berichtete am Montag über die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion, laut immer mehr Beschäftigte nachts, am Wochenende oder im Schichtbetrieb arbeiten. Insgesamt hält der Trend zunehmend atypischer Arbeitszeiten seit Jahren stetig an.

Der Zeitung zufolge arbeitete 2011 mit knapp 9 Millionen rund ein Viertel der Beschäftigten regelmäßig am Wochenende, zehn Jahre zuvor waren es noch 6,7 Millionen. In Schichtarbeit arbeiteten etwa sechs Millionen, 2001 gegenüber 4,8; die Zahl der von Nachtarbeit Betroffenen schließlich wuchs um 800.000 auf 3,3 Millionen ArbeitnehmerInnen. Die "SZ" zitiert einen Experten des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung, nach dessen Einschätzung der steile Anstieg mehrere Gründe hat, darunter der steigende Druck zu ständiger Verfügbarkeit höher qualifizierter Angestellter.

Zeitbombe in der Arbeitswelt

Die Sprecherin für Arbeit und Mitbestimmung der Linksfraktion, welche die Vorlage der Zahlen mit einer Anfrage im Bundestag ausgelöst hatte, sprach von einer "tickenden Zeitbombe in der Arbeitswelt". Die aktuellen Zahlen bezeichnete sie als alarmierend und fordert wie die meisten Experten der Krankenkassen und die IG Metall eine Anti-Stress-Verordnung im Arbeitsschutzgesetz.

Wegducken der Politik

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen hingegen scheint entschlossen, das Problem weiter auf die lange Bank zu schieben. Statt einer klaren Regelung beschränkt sie sich auf unverbindliche Appelle an die Unternehmen und Aufsichtsbehörden, den Arbeitsschutz vor psychischen Gefahren stärker zu beachten - wohlwissend, dass die Zahl behördlicher Kontrollen aus Kostengründen rückläufig ist.

Als wäre all dies nicht schon schlimm genug, wächst auch die Anzahl von Verstößen gegen das <link http: www.gesetze-im-internet.de arbzg _blank external-link-new-window>Arbeitszeitgesetz. Bei einer zurückgehenden Menge der Kontrollen von dessen Einhaltung wurde laut "SZ" seit dem Jahr 2007 eine Zunahme der Verstöße um knapp 30 Prozent registriert - die Dunkelziffer dürfte also eher noch deutlich höher liegen.