Siemens Dialog
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18.05.2024, 09:05 Uhr

"Siemens' Spitzenwerk"

  • 14.01.2005
  • Operativ

Hoher Besuch bei PG Erfurt: Zur Betriebsversammlung des Generatorenwerks kamen außer 320 Beschäftigten auch Heinrich von Pierer, Angela Merkel und Dieter Althaus.

Heinrich von Pierers inoffizielle Abschiedstournée führte ihn am gestrigen Donnerstag an einen Standort, zu dem er eine oft betonte, besonders enge Beziehung hat: Hier ist er Ehrenbetriebsratsmitglied. Da es im Werk zudem schon seit langer Zeit keine gravierenden Probleme gibt,  bot es sich vermutlich an, die CDU-Chefin und den thüringischen Ministerpräsident hierher mitzunehmen. 320 der insgesamt rund 400 MitarbeiterInnen hörten, wie ihr (noch) oberster Chef dem "Spitzenwerk von Siemens" sehr gute Zukunftsaussichten bescheinigte.

Wie der Betriebsratsvorsitzende Arnold Albrecht unterstrich, hat man bei PG in Erfurt intelligente Lösungen gefunden, mit denen man den Folgen der Globalisierung nicht nur beruhigt begegnen kann, sondern sogar von ihnen profitiert: Der Betrieb lebt zu rund 95 Prozent von Aufträgen aus dem bzw. für das Ausland. Damit spürt man hier zwangsläufig auch die unvermeidbaren zyklischen Schwankungen der Weltwirtschaft, die man jedoch mit flexiblen Lösungen abfedert. Boomt es, fängt man diese Spitzen mit Leih- und Zeitarbeitern ab, deren Anteil allerdings per Betriebsvereinbarung auf maximal 25 Prozent limitiert ist; dies ist zur Zeit der Fall, erst kürzlich wurde die Zahl der zusätzlichen Kräfte auf 100 erhöht. Geht die Auslastung zurück (vor einigen Jahren etwa hatte man für zwei Jahre Kurzarbeit), greifen flexible Arbeitszeitmodelle. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen, denn, so Albrecht, "für die Leute ist doch die Sicherheit ganz wichtig."

Wie Albrecht berichtet, wollte Angela Merkel ihm die Erklärungen, dass die Erfurter Lösung im Einklang mit den geltenden Tarifverträgen steht und folglich auch von der IG Metall mitgetragen wird, zuerst "nicht abkaufen"; sie bescheinigte dem Betrieb Modellcharakter, tat sich aber offenbar schwer mit der Erkenntnis, dass der Flächentarif entgegen des weitverbreiteten Klischees seiner angeblichen Knebelwirkung den Unternehmen durchaus die wirtschaftlich nötigen Spielräume lässt - nicht trotz, sondern mit der Gewerkschaft.

Albrecht warnt daher auch nachdrücklich vor einer Lockerung der Tarifautonomie, und zwar gerade weil "ich hier auch keinen Arbeitskampf im Betrieb will."