Siemens Dialog
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17.05.2024, 05:05 Uhr

Standortschließungen gestoppt

  • 10.06.2005
  • Operativ

Bei Verhandlungen in dieser Woche ist bei PTD T Nürnberg und Siemens VDO in Würzburg der Knoten durchhauen worden: Die betrieblichen Tarifkommissionen haben sich mit Siemens auf Kompromisse in beiden seit Monaten andauernden Konflikten geeinigt.

Pressemitteilungen der IG Metall Bayern zu beiden Einigungen finden Sie als Word-Dokumente im Download!

Nürnberger Trafowerk bis 2009 sicher

Das Nürnberger Trafowerk ist bis 2009 gesichert. Siemens garantiert in diesem Zeitraum eine Beschäftigtenzahl von knapp 600 Mitarbeitern, nimmt außerdem erhebliche Investitionen am Standort vor und macht die Verlagerung von Entwicklungskapazitäten rückgängig. Die Belegschaft muss dafür spürbare Einbußen hinnehmen, aber "keine sinnlosen Opfer für die Konzernkasse erbringen", wie der Bezirksleiter der IG Metall Bayern Werner Neugebauer kommentierte.

Die Verhandlungen wurden stark durch die Ankündigung des Siemens-Vorstands belastet, das Werk bei einem Scheitern der Gespräche endgültig zu schließen. Wie die Verhandlungsführerin der IG Metall Sibylle Wankel erklärte, ist es dennoch "vor allem durch den Einsatz der Arbeitnehmervertreter zu einer Lösung im Sinne der Beschäftigten gekommen." Dafür spricht auch, dass der besondere Kündigungsschutz laut Tarifvertrag beziehungsweise durch die Siemens-Jubilarregelung unverändert bleibt. Der schon 2004 (also vor Beginn der jetzt beendeten Auseinandersetzung) angekündigte Abbau von gut 180 Stellen erfolgt wo immer möglich auf freiwilliger Basis.

Die Opfer der Belegschaft bestehen vor allem im Verzicht auf sieben bis neun Prozent der Monatseinkommen im Tarifbereich. Dies wird vor allem durch Senken der Leistungslöhne und -zulagen sowie der Entgeltlinie im Vorgriff auf ERA erreicht. Die Siemens-Jahreszahlung entfällt ganz, das Urlaubsgeld um die Hälfte. Das Jahreneinkommen der Tarifbeschäftigten sinkt dadurch unter dem Strich um zirka 13 bis 14 Prozent, das der übertariflichen Angestellten um 19 Prozent.

SVDO Würzburg: Fertigung bleibt

Im Würzburger Werk von Siemens VDO sind 1.400 Stellen bis 2010 gesichert: "Nach Monaten der Verunsicherungen und der Angst um ihre Arbeitsplätze haben die Beschäftigten von Siemens VDO wieder eine Perspektive", kommentierte Neugebauer diese Einigung. Damit sind 500 Stellen mehr gerettet, als die ursprüngliche Planung des Managements vorgesehen hatte. Bis Juni 2010 wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, außerdem will man in den nächsten Jahren mindestens 20 Auszubildende jährlich neu einstellen. Am Standort entsteht das mit Investitionen von 60 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung sowie Anlagen ausgestattete Kompetenz- und Entwicklungszentrums für Kfz-Bordmotoren.

Die ursprünglich angestrebte Arbeitszeitverlängerung auf 40 Stunden konnte trotzdem verhindert werden; statt dessen soll eine flexiblere Verteilung der Arbeitszeit, die im Detail noch zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung zu regeln ist, die gewünschte Kostensenkung bewirken. Eckpunkte dafür sind die Verlängerung des Ausgleichszeitraumes bei flexibel gestalteten Arbeitszeiten, die Verbesserung der bestehenden Schichtmodelle und eine Arbeitszeitregelung, mit der Produktionsspitzen ebenso aufgefangen werden können wie Auslastungsschwächen.

Die finanziellen Einbußen der Beschäftigten betreffen die tarifvertraglichen Einkommenserhöhungen vom März 2005, die auf September verschoben werden; die fälligen Tariferhöhungen in 2006 verschieben sich ihrerseits um zwei Monate. Darüber hinaus wird ERA zum Juni 2010, also mit vier Jahren Vespätung, eingeführt. Urlaubs- und Weihnachtsgeld sind befristet bis Juni 2010 auf die maximale Obergrenze von 2 000 Euro geregelt. Neugebauer bezeichnete diese Zugeständnisse als "sehr schmerzlich," vor dem Hintergrund der geplanten Verlagerungen seien sie dennoch ein tragfähiger Kompromiss.