Siemens Dialog
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13.05.2024, 02:05 Uhr

"Totalverlust der Existenzgrundlage"

  • 31.08.2007
  • Konzern

Der Gesamtbetriebsrat von a&o wendet sich mit einem Appell an die Siemens AG, ihre Verantwortung für die Mitarbeiter der ehemaligen Siemens Nixdorf Informationssysteme (SNI) und späteren Sinitec wahrzunehmen. Die Beschäftigtenvertreter fordern in ihrer Notlage Unterstützung analog zu Konzernbetrieben.

In einem Schreiben an Peter Löscher schildert der Gesamtbetriebsrat der <link http: www.ao-4tec.de>a&o 4tec die Entwicklung seit März 2005. Damals verkaufte die damalige SBS bekanntlich ihre Tochter Sinitec mit rund 1.100 Mitarbeitern an a&o; Sinitec war 1997 mit anfangs 1.800 Mitarbeitern aus der SNI hervorgegangen.

Stetige Abwärtsentwicklung

Teil des a&o-Deals war ein Liefer- und Leistungsvertrag, der den Fortbestand der a&o itec bis März 2008 sichern sollte und zwischenzeitlich mit dem SBS-Bereich PRS auf Fujitsu Siemens Computers ITPS überging. Per Sanierungstarifvertrag nahm die Belegschaft zudem für eine Beschäftigungssicherung bis Juni 2008 hohe Einbußen hin. im April 2007 forderte a&o die zu diesem Zeitpunkt nur noch 550 Beschäftigten auf, per Betriebsübergang mit nochmals schlechteren Bedingungen in die Schwesterfirma 4tec zu wechseln. Mitte Juli schließlich meldete a&o für beide Gesellschaften Insolvenz an.

Das Fazit des Gesamtbetriebsrats: "28 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Siemens-Konzern [...] erleiden die Kollegen voraussichtlich den Totalverlust ihrer wirtschaftlichen Existenzgrundlage."

Finstere Aussichten

Nach Auskunft des vorläufigen Insolvenzverwalters ist eine Beschäftigung über September hinaus "sehr unwahrscheinlich", da ein potenzieller Investor nur einen kleinen Teil der Belegschaft übernehmen könnte; für die betriebliche Altersversorgung muss wohl der <link http: www.psvag.de _blank>Pensionssicherungsverein aufkommen; für Mitarbeiter in Altersteilzeit gibt es keine gesicherten Rückstellungen; Auszubildende können ihre Ausbildung nicht beenden.

Als eine wesentliche Ursache für das wirtschaftliche Scheitern nennt der Insolvenzverwalter die Praktiken von SBS beziehungsweise FSC, die unter anderem Zahlungen aussetzten, um den Liefer- und Leistungsvertrag zu ihren Gunsten zu ändern.

Verantwortung eingefordert

Von Siemens erwarten die Opfer dieser Entwicklung nun, seine Verantwortung wahrzunehmen: "Wir erwarten exakt die gleiche strukturierte Behandlung dieser Situation wie es im Siemens-Konzern üblich ist [...]." Gemeint sind damit Weiterqualifizierung, Zugang zum internen Job-Portal, Beschäftigungssicherung für Ältere, Fortführung der Ausbildung bei Siemens, Gewährleistung für die damals bei Siemens vereinbarte Altersteilzeitregelung sowie eine Beschäftigungs- und Qualifizierungs und Abfindungsregelungen nach Siemens-Standard.

Nun bleibt die Reaktion des Siemens-Vorstands abzuwarten. Für Unbeteiligte dürfte interessant sein, wie Peter Löscher mit dem Appell früherer Beschäftigter umgeht, deren Schicksal leider dem vieler anderer ehemaliger Siemensianer ähnelt. Für die Betroffenen allerdings, die nach Rechnung des Gesamtberiebsrats für insgesamt 8.700 Arbeitsjahre bei Siemens stehen, geht es um viel mehr: ihre Existenz.